Gerade hörte ich auf der Website des größten deutschen Nachrichtenmagazins einen Podcast mit dem Talker Jörg Thadeusz. Der kommt aus dem Ruhrgebiet und arbeitet für verschiedene öffentlich-rechtliche Sender.
Seine Sendung „Thadeusz und die Beobachter“, in der er ausführlich
mit Journalisten spricht, ist sehr gut. Wird nur leider eingestellt. Weniger originell
ist sein Eins-zu-Eins-Talk. Denn Thadeusz befragt seine Gäste immer nach dem
gleichen Schema. Erst führt er einen Monolog, und sagt: „Das ist so…und das ist
so…und das ist so…“.
Dann wendet er sich seinem Gesprächspartner zu, und fragt: „Ist
das so?“.
Immer der gleiche Einstieg. Also eine geschlossene Frage,
auf die man theoretisch mit „ja“ oder „nein“ antworten könnte. Das macht sich
im Fernsehen nur nicht so gut. Ich habe gelernt, solche Fragen bei Gesprächen zu
vermeiden. Sonst bekommt man keine verwertbaren Antworten. Man will ja, dass
der Gesprächspartner was erzählt, und nicht nur einsilbig reagiert.
Richtige Gespräche werden im Fernsehen ohnehin nicht (mehr) geführt.
Leute wie Joachim Fuchsberger oder Alfred Biolek sind tot, und mit ihnen ist
der vernünftige Spätabend-Talk gestorben. Die Nachmittags-Anbrüllorgien der
1990er Jahre im Privatfernsehen haben dem Genre fast den Todesstoß versetzt.
Mein Vater sah früher gerne „Zeil um Zehn“ und „B. trifft“.
Als wir Satellit hatten, dann auch mal „3nach9“ oder „Riverboat“. Dort sitzen
heute die immer gleichen Leute, die die immer gleichen Geschichten „von früher“
erzählen. Das Durchschnittsalter der Befragten ist parallel gestiegen zum
Durchschnittsalter der Zuschauer. Jüngere schauen sich so was vermutlich gar
nicht mehr an.
Das lineare Fernsehen stirbt aus? Wir werden es sehen.