9.3.25

Meine unangenehmen Erinnerungen an die Uni

Heute ist Sonntag. Zeit für Kontemplation.

Heute morgen nahm ich mir mal meine alte Magisterarbeit vor. Ich schrieb 2007 über den Arbeitsmarkt in meinem Hauptfach Politikwissenschaften.

Vieles, was ich damals formulierte, würde ich auch heute noch so schreiben, stellte ich fest.

Mein damaliger Prof sah das anders. Er nahm meine Abschlussarbeit in seinem Gutachten regelrecht auseinander.

Unter anderem hatte er mich angewiesen, aus dem damals aktuellen Gutachten der „Fünf Wirtschaftsweisen“ zu zitieren. Er nannte mir sogar die Stelle, sagte: „Schreiben Sie’s rein, das will ich in Ihrer Arbeit lesen!“

Ich tat, wie mir befohlen. Ich widmete der entsprechenden Stelle im Wirtschaftsgutachten ein ganzes Kapitel.

Was meinte der Prof dazu? Er schrieb über mein Kapitel, der Bezug zur Fragestellung bleibe ihm „etwas verschlossen“.

Absurd? Es geht noch absurder.

Ich hatte zuvor einen ehemaligen Pressesprecher eines großen TV-Senders als Dozenten. Er zeigte uns zu Beginn eine Talkshow mit sich als Gast, die zum damaligen Zeitpunkt schon mehr als zwanzig Jahre alt war. Sei’s drum.

Jedenfalls war er nicht in der Lage, uns einen Literaturplan vorzulegen. Geschweige denn mit den damals gebräuchlichen Mitteln wie Overheadprojektor oder Beamer umzugehen. Seine Folien strotzten vor Rechtschreibfehlern. Am Ende des Semesters brachte er einen Gast mit – und ließ uns Studierende dafür geschlagene zwei Stunden warten.

Das würde ich mir heute nicht mehr bieten lassen.

Im Nebenfach Geschichte besuchte ich einmal ein Blockseminar zum Thema „Appeasementpolitik“. Das Seminar sollte zwei Tage, Samstag und Sonntag, dauern. Doch als am Samstag bereits alle Referate gehalten waren, hatte der Prof keine Lust mehr. Er verkündete, er werde jetzt heimfahren. Wir sollten ihm die Hausarbeiten zuschicken.

Das tat ich dann auch. Wochenlang saß ich an meiner Hausarbeit zum Thema „Appeasementpolitik und die Rolle der britischen Presse“.

Was erhielt ich als Reaktion?

Einen hingerotzten Zweizeiler, so ungefähr: „Note ausreichend, weil Sie nicht zitieren können. Aber das ist ja auch kein Wunder. Sie studieren im Hauptfach Politikwissenschaften, und die Politikwissenschaftler sind unter uns Historikern ja dafür bekannt, dass sie nicht zitieren können“.

Auch das würde ich mir heute nicht mehr bieten lassen.

Im Fach Soziologie hatte ich einen Prof, dessen Kopf entfernt an den von Captain Picard vom „Raumschiff Enterprise“ erinnerte. Statt uns in die ewigen Weiten der Soziologie zu entführen, erzählte er lieber Dönekes von früher. Die mit dem Fach nichts zu tun hatten.

Im Hauptfach Politik hatte ich eine Professorin, die mit uns eine „Frameanalyse“ vornahm. Sie war aber nicht in der Lage, diese zu erklären. Und so formulierte ich die Hausarbeit so, wie ich sie verstanden hatte...mit dem Erfolg, dass ich zunächst eine „fünf“ dafür erhielt. Erst nach Überarbeitung erhielt ich dann doch noch den Schein mit einer besseren Note.

Und so weiter.

Wenn ich noch mal 20 wäre,...ach, lassen wir das ;-).

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