7.1.24

Was die Ostdeutschen uns Westdeutschen voraus haben

Neulich traf ich eine gebürtige ostdeutsche Frau, die im Ruhrgebiet lebt.

Wir unterhielten uns. Kamen auf das Thema Wahlen und Demokratie.

Sie war der Meinung, dass Wahlen heute immer noch gefälscht werden. Dass die Medien nicht die Wahrheit berichten.

Ich widersprach sanft. Aber entschieden.

Warum?

Nun, sie hatte mir etwas voraus.

Sie hatte erlebt, dass man ins Gefängnis kommen kann, wenn man seine Meinung offen sagt. Sie hatte erlebt, dass man sterben kann, wenn man in die Freiheit flüchten will. Sie hatte erlebt, dass Wahlen gefälscht werden. Sie hatte erlebt, dass Medien nur Propaganda verbreiten. Sie hatte erlebt, dass man nicht alles kaufen kann, was man möchte.

Ich hatte das alles nicht erlebt.

Ich vermute, das allgemeine Misstrauen, das in Ostdeutschland gegen unser „System“ (wenn man diesen kompromittierenden Begriff einmal verwenden will) herrscht, hat viel mit deren Erfahrungen und Sozialisation zu tun, die wir gebürtigen Westdeutschen nicht haben.

Die Menschen von Ostsee bis zum Erzgebirge, zumindest die Älteren, haben das Grundvertrauen in den Staat, Regierung und Gesellschaft nicht in der Form, wie wir Älteren, vor 1989 geborenen Westdeutschen.

Es braucht Zeit, Generationen, bis sich das angleicht.

Daher wird auch die Phase der Stärkung des rechten Randes nur eine Phase sein.
Davon bin ich überzeugt.

An die Frauen, denen ich „Danke“ sagen möchte

Ich danke meiner Mutter in den Himmel, dass sie mich zu einem empathischen Menschen erzogen hat. 

Ich danke meiner Schwester, dass sie sich so vorbildlich um meine Mutter gekümmert hat, als ich es nicht mehr konnte. 

Ich danke meiner Patentante für ihre immer menschliche und freundliche Art. 

Ich danke meiner Tante für ihre gerade und direkte Art, die mich geprägt hat. 

Ich danke meinen Deutschlehrerinnen in Hessen und NRW, die mir die Begeisterung für die deutsche Sprache beigebracht haben, und meine Talente förderten. 

Ich danke meinen Ärztinnen und Therapeutinnen für ihre Behandlung.


Ihr habt mich geprägt. Danke. 

1.1.24

ÜBER SATIRE: nuhr 2023 (ARD, Dieter Nuhr)

Beim Zappen stieß ich gestern Abend auf die Wiederholung von "nuhr2023"

Ich wundere mich immer wieder, dass die ARD jemanden eine Kabarett- und Satiresendung moderieren lässt, der keinen Funken Humor hat.

Seine Bemerkungen, etwa über Robert Habeck, waren einfach nicht amüsant. Außer für das Klatschvolk vor Ort.

Im Internet lässt sich Nuhr gerne interviewen von Menschen, die sich - wie er - über andere Menschen und den "Zeitgeist" aufregen. Kann er gerne machen. Nu(h)r sollte das humorvoll sein.

Ist es aber nicht.

Schade.

31.12.23

SATIRE: So werden Sie Kanzler oder Ministerpräsident

Wollen Sie Politiker, sogar Bundeskanzler oder Ministerpräsident werden? Dann müssen Sie bestimmte Voraussetzungen bezüglich Ihres Namens erfüllen.

Wenn Sie in der SPD sind, und Regierungschef werden wollen, muss Ihr Name mit einem „S“ beginnen. Siehe Schmidt, Schröder, Scholz. Gut, da gab’s ja auch mal Brandt, aber der war Nobelpreisträger und damit sakrosankt.

Das gleiche gilt, wer in Bayern MP werden will. Siehe Streibl, Stoiber, Söder. Gut, da gab’s ja auch mal Beckstein, aber der war nur kurze Zeit im Amt.

Außerdem ist es sinnvoll, über einen Namen zu verfügen, der zugleich eine Eigenschaft symbolisiert. Siehe Lammert, Kühnert, Dürr. Der Name ist gleich der Charaktereigenschaft und prägt damit das Image.

Also: Heißen Sie Schabelowski, Brudzynski, oder haben einen ähnlich schwer aussprechlichen Namen, können Sie eine politische Karriere in Deutschland vergessen.

Ich heiße wie eine Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Ist das eine Voraussetzung, um etwas in der Politik zu werden? Ich vermute, nein.

SATIRE-ENDE

27.12.23

SATIRE zwischen den Jahren: Lokalzeit Castrop-Rauxel-Bladenhorst

Moderazion:

Ja, heazlich willkommen zua Lokaalzait Castrop-Rauxel-Bladenhorst.

Häute is ma wieda nix passiert.

Unsere Themen:

- Schule: warum die faulen Lehra und Schüla in unsere Region nichma in den Ferien zua Schule kommen

- Geld: warum dat Christkind die Taschen von unsere Statt auch nich’ voll gemacht hat

- Zukunft: warum imma weniga Menschen unta Tage abbeiten wolln

Unsa erstet Thema.

Getz sin ja angeblich Fehrien. Abba dat geht ja nich, dattie Lehra un Schüla zuhause sin. Hamwa nich Fachkräftemangel un Bildungsnotstand? Hamwa doch, oda nich? Also hat sich unsere Repochterin, die Trine, mal’n Kameramann geschnappt un is mitti Tonmann zu ne Schule gegangen un hatta ma geguckt, ob se wiaklich alle nich kommen.

Bericht.

So, getz is halb neun Uhr morgens, un keena is da. Wia stehn hier vor de Albert-Österreicher-Schule, oda so ähnlich, un waaten schon sait geraume Zait. Abba keena kommt. Ich fraach da ma de Leute, die hier vorbei kommn tun.

- Ja, guten Tach, hammse mal me Minuhte?

- Ja, watt wolln se denn?

- Ja, hamm se vielleicht Kinda?

- Ja, habbich.

- Ja, wo sinnti denn?

- Ja, wo solln se sein? Zuhause un' am pennen.

- Ja, warum datten? Is doch Fachkräftemangel und Bildungsnohtstand.

- Ja, unn?

- Ja, tschüs.

So, datt warn mal paar Stimmen vonne Straße. Getz is et schon zehn Uhr, und keena kommt. Skandal. Tschüs.

Moderazion:

Ja, danke, Trine. So wat geht echt nich. Unsa nächstet Thema. Unsre Statt hat 50 Millonen Mark Schulden. Noch n Skandal. Da hattenwa vonne Lokaalzeit Castrop eigentlich gedacht, dattat Christkind bisken Geld inne Kasse bringt. Un wat war? Wir hamma bei de Kämmerer gefraacht.

Interview:

- Ja, Tach, Herr Kämmerer. Wieviel Geld hattat Christkind getz eigentlich gebracht?

- Wie gebracht? Wat meinense?

- Ja, dat Christkind, hattat de Kassen voll gemacht?

- Wie vollgemacht? Mein Sohn hattie Windeln voll, wenn se dat meinen.

- Ja, ne, datt mein ich nich. Et war doch Weihnachten. Wat hattat uns allen denn gebracht?

- Wie, uns? Datt Christkind hat nix gebracht. Ich glaub woll, dattie Hundesteuer wohl n bisken mehr gebracht hat als wie letztet Jahr.

- Ja, ne, danke.

Moderazion:

So, getz gehma unta Tage. Da is auch keena mehr, wa? Wir hamma geguckt.

Bericht:

Unsa Team vonne Lokalzeit is die ganzen Tage, von Düsburch na Dohrtmund, gefaahn un hat nix gefunden. Keene Berchleute, keene Kohle, keene Zeche, die wo offen war. Datt sah bei unsere letzte Bericht voa paar Jaaren noch anders aus. Na ja, paa Jahre is gut, is schon vieazig Jahre her. Kann auch fümfzig sein, Kerl, ich weiß dat nich mehr.

Abba wia ham doch Fachkräftemangel, un da wär et doch ne gute Idee, dat so paar Leute ma widda unter Tage fahn tun. Dat württoch de Quote senken. Tschüs un guten Rutsch.

Moderazion:

Ja, datt war unsa Rita mitti Bericht von unta Tage, wo keena war.

Un getz dat Wetter.

Fällt aus. Guckt halt aus’m Fensta.

Bis morgen, bei de Lokalzeit Castrop-Rauxel-Bladenhorst.

SATIRE-ENDE