Neulich traf ich eine gebürtige ostdeutsche Frau, die im Ruhrgebiet lebt.
Wir unterhielten uns. Kamen auf das Thema Wahlen und Demokratie.
Sie war der Meinung, dass Wahlen heute immer noch gefälscht werden. Dass die Medien nicht die Wahrheit berichten.
Ich widersprach sanft. Aber entschieden.
Warum?
Nun, sie hatte mir etwas voraus.
Sie hatte erlebt, dass man ins Gefängnis kommen kann, wenn man seine Meinung offen sagt. Sie hatte erlebt, dass man sterben kann, wenn man in die Freiheit flüchten will. Sie hatte erlebt, dass Wahlen gefälscht werden. Sie hatte erlebt, dass Medien nur Propaganda verbreiten. Sie hatte erlebt, dass man nicht alles kaufen kann, was man möchte.
Ich hatte das alles nicht erlebt.
Ich vermute, das allgemeine Misstrauen, das in Ostdeutschland gegen unser „System“ (wenn man diesen kompromittierenden Begriff einmal verwenden will) herrscht, hat viel mit deren Erfahrungen und Sozialisation zu tun, die wir gebürtigen Westdeutschen nicht haben.
Die Menschen von Ostsee bis zum Erzgebirge, zumindest die Älteren, haben das Grundvertrauen in den Staat, Regierung und Gesellschaft nicht in der Form, wie wir Älteren, vor 1989 geborenen Westdeutschen.
Es braucht Zeit, Generationen, bis sich das angleicht.
Daher wird auch die
Phase der Stärkung des rechten Randes nur eine Phase sein.
Davon
bin ich überzeugt.
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