20.2.22

Erfahrungen – Wenn man von sich auf alle anderen schließt

In vielen Online-Foren fragen Leute anonym andere Leute irgendwas.

Die antworten dann – ebenfalls anonym – Sachen wie:

„Bei mir war es so…“.

Oder „In unserer Firma…“, „in meinem Studium…“, „in meiner Familie…“.

Oder auch: „Bei einem Bekannten…“, „ich kenne jemanden, der…“ etc.

Oder, ganz selbstbewusst: „(Eigentlich) ist es so…“

 

Mal ehrlich, hat sich der Erkenntnisgewinn durch Internetberatung seit der Erfindung derselbigen innerhalb der Menschheit wirklich erhöht?

Sind die Leute wirklich besser informiert als vor der Massenverbreitung des Internets?

Ich habe da so meine Zweifel.

Natürlich, es gibt Online-Sprechstunden von Ärzten oder Psychotherapeuten, die sind seriös.

Aber da weiß man auch, mit wem man es zu tun hat. Und, dass einem ein Fachmann am anderen Ende gegenübersitzt.

Als ich vor Jahren anfing, mich mit der Frage auseinander zu setzen, was ich studieren will, gab es das Internet auch schon. Aber ich habe noch diverse Ratgeberbroschüren durchforstet, immer mit der Hoffnung auf Erkenntnisgewinn.

Rückblickend muss ich sagen, hat mir die ganze Beratung wenig bis gar nicht geholfen. Ausschlaggebend für meine Studienwahl waren dann ganz andere Faktoren.

Jedem, der heute ein Studium oder eine Ausbildung beginnen will, würde ich sagen:

Hör bloß nicht allein auf das, was dir das Internet sagt! Oder Ratgeber, oder Eltern!

Kopfschüttelnd fällt mir dazu eine Doku über zwei Berufseinsteiger ein, die man heute noch auf YouTube findet. Da sagte ein Personaler einer frisch gebackenen, 23-Jährigen BWL-Absolventin, vor laufender Kamera allen Ernstes ins Gesicht, na, in ihrem Lebenslauf, da fehle doch der rote Faden.

Sie könne er nicht einstellen.

(NACHTRÄGLICHE ERGÄNZUNG: Habe mir das Video noch mal angeschaut: Derselbe Personaler attestierte einem 25-jährigen Politikabsolventen obendrauf noch, er könne gleich gar nichts)

Das Leben ist ein Prozess. Es ist keine gerade Linie. 

Einen roten Faden in dem, was dir passiert, gibt es nicht. Auch, wenn Personaler diesen roten Faden oftmals einfordern mögen:

ES GIBT IHN NICHT! ES IST DAS LEBEN!

 

Dat war dat Wort zum Sonntach!

18.2.22

Heimat – Was ist das?

Als ich ungefähr zwölf Jahre alt war, wurde in den Dritten Programmen die Serie „Heimat“ von Edgar Reitz wiederholt.

Gedreht und erstausgestrahlt wurde sie Anfang der 1980-er Jahre. Ich fand das „Panorama aus der Provinz“ faszinierend. Wie sich Menschen und Landschaften im Hunsrück im Laufe der Jahrzehnte entwickeln und verändern. Die Nachfolgeserien „Die zweite Heimat“ etc. habe ich dann schon nicht mehr so verfolgt.

Heute spielt das Thema Heimat in meinem Gedanken eine große Rolle. Wo gehöre ich hin? Der Engländer sagt, „home is where the heart is“. Heimat kann sein, wo die Familie ist, kann auf dem Land, in der Stadt oder in der Einsamkeit sein. Oder da, wo man schon immer war, oder wo man gerne sein will.

Ich bin mit vier Jahren aus dem Rheinland ins Ruhrgebiet gezogen. Mit zehn Jahren ging es dann nach Hessen, zwei Jahre später wieder zurück an die Ruhr. Meine Familie wohnt im Rheinland und in Norddeutschland, einige auch verstreut quer durch die Republik.

Rechte und Linke definieren Heimat unterschiedlich. In den USA wurde, so weit ich mich erinnere, nach 2001 ein Heimatschutzministerium eingerichtet. Auch ein deutsches Ministerium trägt – zumindest war das bisher so – unter anderem den Titel „Heimat“. Viele Linke halten nichts von dem Begriff, weil er exkludiere und ausgrenze. Das kann sein, muss aber nicht.

Die Corona-Pandemie zwingt uns, den Begriff neu zu denken. Während die Elite früher die ganze Welt bereiste und auf die provinziellen Heimatbezogenen herabschaute, wird das wohl in Zukunft so nicht mehr gelten. Denn wer reist, belastet auch die Umwelt, daher wird das mittlerweile kritischer gesehen.

Fühle ich mich da, wo ich bin, zu Hause? Ich weiß es nicht.

Kann ich mir vorstellen, woanders zu leben? Ja. Oder?

15.2.22

Mal Sport: Die 50+1-Regelung in der Bundesliga – wird sie fallen?

Seit gefühlt fünfzig Jahren heißt der Deutsche Meister am Ende einer Bundesligasaison Bayern München.

Die Liga ist langweilig geworden.

Ich habe unser Magenta-Sport-Abo daher zum September gekündigt. Ist einfach nicht mehr so spannend.

Jetzt die Frage: Wie könnte sich das ändern?

Nun gibt es in der Bundesliga bei den einzelnen Vereinen, darauf hat man sich, so weit ich weiß geeinigt, die 50+1-Regelung.

Diese besagt, soweit ich weiß, dass bei einem Einstieg eines auswärtigen Kapitalgebers der Verein 50 Prozent Anteil plus eine Aktie behält. Behalten muss.

Vor allem die Fans haben darauf gedrängt. Um Traditionen zu bewahren.

In England, Spanien, Frankreich gibt es bekannterweise diese Regelung nicht. Gerade auf der Insel haben sich reiche Scheichs, Russen und Amerikaner eingekauft. Sie bringen mächtig Geld mit. Den Fans dort ist es recht. Gut, ein Bier im Stadion gibt es nicht mehr für ein paar Pfund. Da muss man schon mehr hinblättern.

Aber immerhin ist die Liga spannend. Ein unwahrscheinlicher Meister wie der Underdog Leicester City vor einigen Jahren, das wäre bei uns momentan kaum denkbar.  

Deswegen ist meine Vermutung: Auch in Deutschland werden Vereine und Fans bald sehen, dass die 50+1-Regelung so nicht haltbar ist. Das Interesse an der Liga lässt schon jetzt langsam nach. Corona tut ein Übriges.

Und die Tradition? Tja, es sind ja schon jetzt schon Konzerne wie Bayer, SAP und VW aktiv. Da wird man, so vermute ich, auch irgendwann akzeptieren, dass Geld aus dem Ausland kommt. GAZPROM ist ja schon länger beim Zweitligisten Schalke aktiv…

Meine Meinung.

8.2.22

Gedanken zu Corona

Letzte Woche war ich für vier Tage in der Eifel.

Nun ist die Eifel ohnehin sehr dünnbesiedelt. Aber dort hatte ich das Gefühl, ich sei teilweise der einzige Mensch.

Ich fuhr stundenlang über leere Landstraßen und wollte am Nürburgring die Motorsportausstellung besuchen. Parkhäuser und Gebäude waren völlig verlassen. Als ich am Empfang ankam, erklärte mir eine verständnislose Dame, außerhalb der Saison habe das Museum und auch der Ring unter der Woche geschlossen. Ich aß in einem ebenso menschenleeren Imbiss noch etwas, bevor ich wieder fuhr. Gespenstisch.

Corona wird der Grund dafür sein, dass unsere Gesellschaft nach dem Ende der Pandemie nicht mehr die alte sein wird. 

Was wird anders sein? Werden viele Arbeitnehmer ab dann nur noch von daheim arbeiten? Werden manche Arbeitnehmer ihre Kollegen gar nicht mehr zu Gesicht bekommen? Wird es ein Ausufern von Partys und Zusammenkünften geben, um zu feiern, dass das überhaupt wieder möglich sein wird?

Niemand weiß, was nach Ende der Pandemie passieren wird. Ob das Leben wieder in bekannte Bahnen zurück kehrt.

Lassen wir uns überraschen.