27.8.23

Warum ich nicht auf X (ex-Twitter) bin

Na gut, ich sage es so: Ich habe mir mal, irgendwann, einen Account auf Twitter eingerichtet.

Aber ich nutze ihn nicht.

Warum?

Nun, weil ich in Wahrheit große Angst vor Medien habe. Vor den Sozialen Medien mindestens genau so viel. Vor ihrer Macht.

Und das sage ich als Sohn eines Journalisten. Deswegen habe ich lange mit dem Bloggen gezögert.

Warum?

Gerade sah ich auf YouTube den Auftritt des Juristen und Bestsellerautors Ferdinand von Schirach vergangene Woche im ZDF. Der führte aus, dass heutige, medial aufbereitete Gerichtsverfahren (wie etwa der Fall Johnny Depp-Amber Heard) unheimlich komplex und für Außenstehende kaum zu durchschauen seien. Aber jeder habe sich binnen Minuten, weltweit, via Twitter sofort ein Urteil gebildet:

Er ist schuldig, er ist nicht schuldig.

Was wirklich passiert ist, weiß niemand. Und das interessiert auch nicht.

Jeder hat eine Meinung und bläst die sofort via Netz in die Welt hinaus. In dem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Artikel auf SPON – besser gesagt, eine Serie - , in der Berufseinsteiger porträtiert werden. Da sagte ein gewisser Jonas (Name geändert), er als studierter Politikwissenschaftler (was auch mein Hauptfach war), er verstehe das gar nicht: Er arbeite in einer PR-Agentur und sei von seinem Chef gezwungen worden, in Konferenzen, als Berufseinsteiger, der er ist, zu schweigen.

Dabei habe er doch zu den meisten Themen eine dezidierte Meinung.

Da hat der gute Jonas etwas nicht richtig kapiert in seinem Studium. Es geht nicht um Meinung. Eine Meinung hat jeder.

Es geht um Wissen. Belastbares, verwertbares Wissen.

Das ist ein Wert, der in der Internetdemokratie von heute zunehmend verloren zu gehen scheint. 

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