10.7.24

Warum mein Studium, Alles in Allem, eine Enttäuschung war

Im Frühjahr 2001 – ich war noch im Zivildienst – wollte mein Vater mich auf mein Studium vorbereiten. Ich sollte und werde studieren, dafür bestand für ihn und meine Mutter kein Zweifel.

Er fuhr also mit mir im tiefsten Schnee nach Göttingen, seiner alten Universitätsstadt, in der er in den 1970ern sein Diplom bestanden hatte.

Er lief mit mir begeistert über den Campus, las die Vorlesungsverzeichnisse, und rief laut: „Schau mal, dieser Professor war schon vor 30 Jahren hier!“

Er fuhr mit mir begeistert zu seinem alten Wohnheim und erzählte, dass sie hier 1972 „Willy Wählen!“-Plakate aus den Fenstern gehängt hatten.

Er ging mit mir begeistert in seine alte, schummerige Studentenkneipe und lobte seine Studienzeit in den höchsten Tönen.

Das sei eine tolle Zeit gewesen, die werde es auch für mich werden, ich werde viele neue Leute kennen lernen, und ich werde diese Zeit genießen.

Ich wollte nur weg.

Aber was blieb mir übrig? Meine Kindheitswünsche in Sachen Beruf hatte ich längst vergessen.

Und so schrieb ich mich daheim für eine Dreifächerkombination auf Magister ein.

Und wurde schwer enttäuscht.

Nach drei Wochen gab ich auf, und erlebte meine erste Sinnkrise. Erst zwei Jahre später konnte ich mich wieder ins Unileben einfügen.

Ich wollte aber weg, zurück nach Frankfurt, wo ich zwei Jahre meiner Kindheit verbracht hatte. Natürlich ins Wohnheim. Das hatte mein Vater mir ja so traumhaft dargestellt.

Das Ergebnis?

Ein-, zweimal im Jahr gab es ein gemeinsames Flurkochen. Ansonsten gingen die Bewohner - aus ganz Deutschland, und aus dem In- und Ausland kommend – jeder so ihrer Wege.

Eines Tages zog ein neuer Bewohner aus Berlin ein. Er studierte – welch Glück – auch Soziologie. Wir saßen Abends bei einem Glas Wein zusammen. Ich war froh, endlich jemanden gefunden zu haben.

Einige Wochen später war er zurück in seine Heimat gezogen.

Den Namen, und auch die Namen der anderen Bewohner, habe ich längst vergessen.

Schade.

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