...Politikwissenschaften studieren wollt.
Vorweg: Ich habe 2008 meinen Magisterabschluss gemacht, also noch nach dem „alten“ System vor Bachelor/Master studiert. Zudem hatte ich zwei Nebenfächer belegt, was so, so weit ich weiß, heute auch nicht mehr geht.
Deswegen kann ich zur Struktur und zu formalen Anforderungen des modernen sozialwissenschaftlichen Studiums (BA/MA) nichts sagen.
Aber vielleicht etwas zu den Inhalten.
Man lernt z. B. die drei Begriffe für „Politik(wissenschaften)“ im Englischen voneinander, zu unterscheiden: Politics, policy und polity.
Oder man befasst sich mit den „großen Vordenkern“ wie Max Weber (der war allerdings Soziologe, was mein Nebenfach war), Niklas Luhmann, Theodor Adorno oder Max Horkheimer. Also „Politische Theorie“, die für manche etwas trocken erscheinen mag. Aber sie gehört dazu.
Ein anderes Feld sind die „Internationalen Beziehungen“. Ich hatte z. B. eine Professorin, die sich in den Siebziger und Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem damals zeitgenössischen Thema „Gewerkschaften in Osteuropa“, insbesondere Polen, beschäftigt hatte. Durch die Wende 1989/1990 war das eher ein Thema für Historiker geworden. Und so hatte sie sich später allgemein mit europäischen, bzw. osteuropäischen, Themen beschäftigt.
Woran man auch nicht vorbei kommt, sind die „Methoden der Sozialwissenschaft“. Dafür braucht man Mathematik. Genauer gesagt, Wahrscheinlichkeitsrechnung bzw. Stochastik. Was ich in der Schule nicht durchgenommen hatte (wir hatten Lineare Algebra im Abitur). Deswegen habe ich mich mit „Datenerhebung“ und „Datenanalyse“ (so die Titel der damaligen zwei Pflichtkurse) recht schwer getan. Aber wenn man einmal in der „Empirischen Sozialforschung“ drin ist, kapiert man es. Wichtig ist: Rechnen im „klassischen Sinne“ musste ich nicht. Wichtig sind heutzutage auch Kenntnisse in Statistik-PC-Programmen wie „SPSS“.
Es gibt auch Kurse etwa zu „Politischen Systemen“ bzw. „Vergleichende Politiklehre“, zur Parteienforschung, zur Europäischen Union (bzw. Integration), medienwissenschaftliche Fragestellungen, oder philosophisch angehauchte Themen. Das hängt immer von den Schwerpunkten der Professoren an der jeweiligen Universität ab.
Einen Fehler darf man aber nicht machen: Man darf nicht glauben, im Fach „Politikwissenschaft“ geht es vorrangig um aktuelle Politik. Darum geht es am Rande. Meist erst dann, wenn man bereits fortgeschritten ist. Dann kann man Politik besser verstehen und einordnen.
Wichtig sind gute Englischkenntnisse, Mathematikkenntnisse, Interesse an Grundsatzdiskussionen, sowie ein breites Allgemeinwissen und ein gutes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen . Wenn Ihr das mitbringt, und Euch für das Studium interessiert, setzt Euch einfach mal in eine Vorlesung an der Uni Eurer Wahl. Schaut Euch in Vorbereitung entsprechende YouTube- oder TikTok-Videos an. Aber macht davon nicht Eure Entscheidung abhängig.
Das Studium muss sich für Euch gut und sinnvoll anfühlen. Für niemanden sonst.
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