Meinen Eltern war Bildung wichtig.
Sie besuchten mit mir das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Wir wandelten auf Goethes und Schillers Spuren. Wir besuchten den alten Bundestag in Bonn und den neuen Bundestag in Berlin. Als ich das britische Parlament besuchte, begleitete mich mein Vater. Wir besuchten Konrad Adenauers Geburtshaus und das Haus der Geschichte in Bonn.
Ich bekam Bücher zur deutschen und internationalen Geschichte geschenkt. Mir fehlten die ersten zwei Jahre Geschichte in der Schule durch meinen Umzug von Hessen nach NRW. Später war ich auf den Spuren von Willy Brandt in Lübeck und Bachs Spuren in Leipzig.
Im Religionsunterricht lernten wir über das Judentum und den Islam. Wir wurden aufgeklärt über das Rauchen, über Drogen, über Sekten, über Rechtsextremismus unter Jugendlichen. Im Deutschunterricht lernten wir Goethe, Bertolt Brecht und Thomas Mann kennen, und die Unterscheidung zwischen Juden und Nichtjuden.
Deswegen versuche ich, keinen Hass zu empfinden. Auch, wenn ich manchmal einsam und verzweifelt bin.
Ich hasse keine Juden oder Muslime. Ich hasse auch keine Amerikaner wegen Trump, oder Russen wegen Putin. Ich hasse keine Frauen, und hasse niemanden wegen seiner Sexualität oder wegen seines sozialen Status. Ich bin der Meinung, wir sollten Flüchtlinge menschlich behandeln.
Wir sollten stolz sein, dass wir in Deutschland - trotz AfD - ein "Sehnsuchtsort" geworden sind, wie es einmal der ehemalige Außenminister Gabriel formuliert hat.
Deswegen habe ich auch Magenschmerzen bei der Politik der "geschlossenen Grenzen". Es gilt auf EU-Ebene das "Schengener Abkommen". Das regelt den freien Verkehr von Personen, Dienstleistungen, Waren und Kapital. EU-Recht bricht nationales Recht. Wenn nun alle Binnenstaaten der Union anfangen würden, Grenzkontrollen einzuführen, ist das Abkommen tot.
Dazu sollten wir es nicht kommen lassen.