25.10.23

Habe ich Vorurteile? Oder: Wie Vorurteile von Nachteil sein können

Habe ich Vorurteile? Natürlich. Jeder Mensch hat Vorurteile. Ich versuche, sie möglichst gering zu halten.

Ich habe keine Vorurteile gegen Juden und Muslime. Ich hasse niemanden wegen seiner Religion. Warum sollte ich auch? Wir haben in Deutschland Religionsfreiheit, und das finde ich gut.

Im Religionsunterricht auf dem Gymnasium mussten wir alles übers Judentum, den Islam und den Buddhismus lernen.

Wir schrieben darüber sogar einen Test: Was ist die Thora im Judentum? Welche Bedeutung hat die Kaaba im Islam? Was hat Buddha für eine Funktion in seiner Religion?

Wenn man das alles weiß, und vorurteilsfrei lernen muss, hat man auch keine Vorurteile.

Das fand ich an unserem evangelischen Religionsunterricht gut.

Dass Vorurteile auch wirtschaftlich von Nachteil sein können, zeigt das Beispiel YouTube.

Einer der Gründer der Firma kam aus dem Ausland zunächst nach Deutschland, hat mal in Sachsen-Anhalt gelebt. Er ist später, vor der Firmengründung, in die USA, ins Silicon Valley, ausgewandert. Weil er dort bessere Bedingungen, als hier in Deutschland, vorfand.

Angenommen, er hätte seine Firma tatsächlich in Sachsen-Anhalt gegründet, wäre das Bundesland heute vermutlich das Reichste unter den 16 Ländern. Aber immerhin bekommen sie dort jetzt eine Intel-Chipfabrik.

Ein Beispiel, bei dem es positiv gelaufen ist, ist bekanntlich BionTech in Mainz.

Die Gründung des Unternehmens, und dessen Entwicklung des Corona-Impfstoffes, hat das Bundesland Rheinland-Pfalz so reich gemacht, dass es im Länderfinanzausgleich vom Nehmer- zu den Geberstaaten aufstieg. Die beiden Firmengründer haben einen Migrationshintergrund.

Fazit: Es hilft, vorurteilsfrei und freundlich zu sein.

23.10.23

Is Germany the „Sick Man in Europe“ again ("Economist")?

The „Economist“ published this headline a few months ago. Germany’s economy is projected to shrink this year, 2023. But only about less than one percent. Other Western countries are projected to grow economically.

Well, I’m not an economist. I can only rely on media reports and official statistics. One of these statistics (readable on „statista.de") says that since 1990 – the year of German reunification –, the Gross Domestic Product (GDP) in my country has fallen only five times: In 1993, in 2002/2003, in 2009 and in 2020.

Why did it happen in these years?

In 1993 there was a recession because of the end of special post-reunification effects.

In 2002/2003 there were the aftermaths of „9/11“, the imploded „Dot-Com-Bubble“, the Iraq war and the German social reform „Agenda 2010“.

In 2009, it was the world financial crisis that had a major impact on German economy.

And in 2020, there was, of course, a crisis because of the global corona epidemic.

You can see that a shrinking economy happens round about every ten years. And the reasons for German economic recessions have changed. From national causes to global causes (although corona marks an exception here, because it is not an economic issue).

I don’t know what to make of these facts to learn for the future. But German economy has always recovered very fast from a year of decline. 

Let’s hope there will be a better 2024.




 

27.9.23

Ankündigung: Nachrichten im AK-Stil

Mir ist da gerade beim YouTube-Schauen von alten Ausgaben der "Aktuellen Kamera" des DDR-Fernsehens aus dem Wendejahr 1989 eine Idee gekommen.

Viele werfen den TV-Medien vor, sie seien zu staatsnah. Sie geben angeblich nur das wieder, was "die da oben" wollen.

Wie wäre es denn, wenn man mal den Stil der "AK" von vor der Wende in die Moderne kopiert? Also, die Meldungen einer Nachrichtensendung von heute umschreiben in den Stil des SED-Staatsfernsehens?

Etwa, statt "Bundeskanzler Scholz hat heute..." sagen: "Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, ehemalige Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, ehemalige Funktionär der Jungsozialisten sowie Fast-Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, SPD, hat heute...". 

Oder, statt zu sagen: "Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat heute..." sagen: "Die Ministerin des Äußeren der Bundesrepublik Deutschland, ehemalige Vorsitzende der Partei 'Bündnis 90/Die Grünen' sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Annalena Baerbock, hat heute..."

Statt "Bundesfinanzminister Lindner..." könnte man auch einleiten: "Der Minister für Finanzen der Bundesrepublik Deutschland, Vorsitzende der Freien Demokratischen Partei Deutschlands FDP, sowie ehemalige Funktionär der FDP des Landes Nordrhein-Westfalen..."

So in etwa.

Wenn man Sendungen wie "Tagesschau", "heute" oder "RTL Aktuell" in den Stil der "AK" umschreibt, sieht man den Unterschied von demokratischen zu diktatorischen News. Damit kann man vielleicht diejenigen Lügen strafen, die immer von "Systempresse" reden.

Ich werde mich dem mal annehmen, und das hier demnächst mal posten. 

Just for laughs.

25.9.23

Die Nacht, in der ich meinen Vater das letzte Mal sah

Es war am Samstag genau ein Jahr her, dass mein Vater starb.

Am 23. September 2022 kam ich Abends vom Bowling mit Freunden. Plötzlich, in der U-Bahn, erhielt ich einen Anruf meiner Schwester. Mein Vater liege im Sterben. Er werde die Nacht wohl nicht überleben.

Ich stieg an der nächsten Haltestelle aus der U-Bahn. Es war mitten in der Essener Innenstadt. An einem Platz standen Taxis. Ich stieg in eins ein, und googelte die Adresse des Krankenhauses, in dem mein Vater angeblich lag.

Das Taxi fuhr los. Gegen 23.30 Uhr traf ich am Hospital ein.

Ich ging zunächst in die Notaufnahme. Sah, dass zwei Sanitäter meinen Vater auf Station fuhren.

Am Eingang erfragte ich sein Zimmer. Da noch Corona vorherrschte, gab es strenge Sicherheitsmaßnahmen. Ich durfte zu ihm, musste aber neben Mundschutz auch ein Haarnetz und einen Ganzkörperschutz tragen. Man riet mir ab, mich ihm allzu sehr zu nähern, Abstand zu halten.

Ich saß stundenlang bei ihm, redete mit ihm. Erinnerte ihn an meine Kinderzeit. Sagte ihm, er sei ein guter Vater gewesen (Das hatte ich ihm allerdings auch schon gesagt, als er noch daheim wohnte).

Zwischendurch ging ich vors Krankenhaus, rauchte, weinte. Und wieder hinein.

Gegen halb fünf Uhr morgens verabschiedete ich mich von ihm. Für immer.

Er lebte dann noch eine Woche. Schwer gezeichnet von seiner Krankheit war er ja schon lange gewesen.


Bye, bye, dad. Love you forever. 

Was ist Macht?

Ich habe bereits über 7000 Klicks in diesem Blog. Weltweit. Das spornt mich an, weiter zu machen.

Damit habe ich eine gewisse Macht. Allerdings bin ich es aus Schule und Universität auch gewohnt, kritisiert und benotet zu werden. Habe die Angewohnheit, im Kopf alles, was ich tue, zu bewerten. 

Das werde ich wohl nie los.

Der ehemalige Chef der größten deutschen Boulevardzeitung hat einmal gesagt, mit ihm und seiner Zeitung fahren Politiker im Aufzug nach oben. Und auch wieder ´runter, wenn sie Fehler machen. Bei Politikern ist es offenbar ständig so, wie bei Abiturienten, die vor ihrem Abschluss stehen.

Wenn man an Fälle wie zu Guttenberg, Engholm, Barschel oder Möllemann denkt, sind das Politiker, die hoch geflogen, und tief gefallen sind. Politiker, denen ein großes Talent nachgesagt wurde. Die ehrgeizig waren. Und am Ende, wie in den Fällen Möllemann und Barschel, sogar teils mit ihrem Leben für ihren Ehrgeiz bezahlen mussten.

Macht ist verführerisch. Macht macht verführerisch. Macht verschleißt angeblich nur den, der sie nicht hat. Macht muss man aber auch wollen.

Ich gehöre zu den Menschen, denen so etwas wie Macht nicht allzu viel bedeutet. Denen Macht, egal welche, eher Angst bereitet. Gegen etwas Macht und Karriere habe ich zwar nichts einzuwenden.

Doch bin ich in einem Haushalt groß geworden, und von Lehrern geprägt worden, die im klassischen Spät-68er-Stil Autoritäten in Frage stellten. In der Schule sahen wir mehrfach „Der Club der toten Dichter“, und nahmen „The Wall“ von Pink Floyd und Jimi Hendrix` Version der US-Hymne durch. Autorität und Machtausübung spielten zu meinen Adoleszenzzeiten schon eine untergeordnete Rolle. Wir sollten selbst denken lernen. Auch, wenn ich sonst eher konservativ erzogen wurde.

Es war ein Widerspruch, an dem ich lange zu knabbern hatte. Daher wohl auch mein ambivalentes Verhältnis zu Obrigkeit, Macht und Autoritäten.


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Jubiläum: mein 100. Post!!

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