Im Frühjahr 1988 – da war ich sieben Jahre alt – kündigten die Zeitungen bei uns in NRW eine Revolution an.
Es sollte bald mehr TV-Sender geben. Diejenigen, die bereits verkabelt waren, kannten das schon länger. Aber wir hatten, wie die meisten Deutschen damals, nur Antennenfernsehen.
Ich war mit meiner Mutter und meiner Schwester auf Besuch bei meiner Oma in Norddeutschland. Und konnte es gar nicht erwarten, wieder daheim zu sein. Denn dann würden, so war es angekündigt worden, RTLplus und SAT.1 bei uns empfangbar sein.
Zu Hause angekommen, warnte mich mein Vater gleich vor, nicht enttäuscht zu sein. Ich eilte zu unserem, bereits damals antiquierten, Fernseher und schaltete gespannt ein.
Und was musste ich sehen?
SAT.1 war bei uns nur schwach und völlig verrauscht zu sehen. Dabei lief hier „Raumschiff Enterprise“, eine meiner Lieblingsserien (später entdeckte ich dann noch „Ein Duke kommt selten allein“, was mir auch sehr gefiel).
RTLplus war zwar klar zu empfangen. Doch dort lief ein Heimatfilm mit Roy Black.
Nichts für einen Siebenjährigen.
Ich war enttäuscht.
Erst später lernte ich die neue TV-Vielfalt zu genießen. Wir hatten eine „Kinderfrau“, die nach der Grundschule auf uns aufpasste. Diese ließ uns, solange meine Mutter nicht zu Hause war, Fernsehen.
Aber nur heimlich.
Sie ermahnte uns, es auch nicht unserer Mutter zu erzählen. Sobald sich die Tür öffnete, schaltete ich schnell aus. Meist merkte es meine Mutter doch. Denn die Röhrenfernseher – für die Jüngeren: Googlen! - wurden im Betrieb schnell warm bis heiß. Und das verriet meinen illegalen TV-Konsum.
Das schlechte Gewissen verfolgte mich, bis ich volljährig war.
Als ich dann, mit 18, endlich MTV hatte, glotzte ich ein Jahr lang erst mal nur Musikvideos.
Ich hatte schließlich `was nachzuholen…;-)