Die Deutschen sind unzufrieden mit der Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit und Sauberkeit der DB. Auch die Zahlen geben das
wieder: Weniger als 60 Prozent der ICE- und IC-Züge haben im Oktober
ihr Ziel im Zeitrahmen erreicht (laut manager-magazin.de).
Im Januar dieses
Jahres waren es immerhin noch über 70 Prozent.
Ich fahre gerne mit
der Bahn und ihren Mitbewerbern. Allerdings sind beide meist
überfüllt und unpünktlich. Neulich wollte ich von Düsseldorf
nach Köln kommen. Es gelang mir erst, nachdem ich einen voll
besetzten Rhein-Ruhr-Express (der übrigens von einem
Bahn-Mitbewerber betrieben wird!) wieder verlassen musste, und auch
der nächste Zug auf sich warten ließ.
Spaß und
Entspannung bietet Bahnfahren in Deutschland oft nicht. Aber es ist
klimapolitisch sinnvoll und erwünscht.
Deshalb muss sich
etwas ändern. Das Kartellamt hat hierzu Vorschläge gemacht.
Das Schienennetz
soll der DB weggenommen, und in eine eigene, „gemeinwohlorientierte“
Gesellschaft ausgegliedert werden. Das soll für besseren Service,
und mehr Wettbewerb, auf der Schiene sorgen. Damit auch irgendwann,
nicht erst 2050 oder noch später, der „DeutschlandTakt“ kommen
kann.
Den Weg einer
vollständigen Privatisierung, Deregulierung und Zerschlagung des
Schienenverkehrs wie im Mutterland der Eisenbahn, Großbritannien,
wird man hierzulande nicht gehen. Denn den bereut man dort
inzwischen. Ich vermute, auch die Bahnprivatisierung seit 1994 würde
man heute in der Form nicht mehr machen. Aber das ist
vergossene Milch.
Wie auch immer - der
DB und dem deutschen Staat werden diese Vorschläge nicht schmecken.
Aber der Plan des
Bundeskartellamts ist besser, als alles so zu lassen, wie es derzeit
ist.
(ERGÄNZUNG, 9.12.2023: Diese Woche sah ich im SWR eine Diskussion
zum Zustand der Bahn. Darin sagte der Autor Arno Luik etwas
Bemerkenswertes: Die DB habe 35 Milliarden Euro Schulden angehäuft
und sei „praktisch bankrott“.
Wie soll mit so
einer Bahn die Verkehrswende gelingen?
Ein anderer Gast
kritisierte die von mir oben so gelobte Ausgliederung des Bahnnetzes.
Der Bahnbeauftragte von der FDP dagegen lobte die geplanten Reformen.
Ein Konsens ist in
Deutschland auch in Sachen Bahn und Klima nicht zu erkennen.
Eigentlich traurig.
ERGÄNZUNG, 22.12.2023: Die Franzosen, Belgier, Österreicher oder Schweizer - also unsere Nachbarn - kämen niemals auf die Idee, ihre Bahn zu privatisieren...denkt euch euren Teil.
ERGÄNZUNG: 7.2.24: Noch ein paar Gedanken zur Bahnreform:
Wenn man wirklich funktionierenden Wettbewerb auf der Schiene will, dann muss man wohl tatsächlich den Weg Großbritanniens gehen - und die DB zerschlagen.
Da das aber kein Politiker will - zumal die DB mehrheitlich in Staatsbesitz ist -, reicht wohl auch das Outsourcing des Schienennetzes in eine "gemeinwohlorientierte" Gesellschaft nicht aus, um echten Wettbewerb zu erschaffen.)