17.12.23

In Anlehnung an meinen letzten Post

Don't believe anything at once that you see on YouTubeXTikTokFacebookInstagram and so on!

AI and Fakers might try to influence you.

Read newspapers, watch traditional news reports, listen to traditional radio (although they often tell nonsense there, too).

Watch the sources you inform yourself from. Be critical! Don't believe everything you see or hear.

There are dangerous people out there.

 

14.12.23

Wie ich mir den Beruf meines Vaters vorstellte

Mein Vater ist Ende der 1970er-Jahre in seinen Beruf als Journalist eingestiegen. Gelegentlich zeigte mir meine Mutter stolz seine Artikel. Ich war zu klein, um damit etwas anfangen zu können. Und Wirtschaft interessierte mich sowieso nicht.

Manchmal sagte mein Vater Sonntags: „Jetzt fahren wir in mein Büro. Um etwas aufzuräumen.“

Ich freute mich jedes Mal, wenn er das sagte, weil ich „das Büro“ spannend fand.

Wir liefen am Pförtner im Redaktionshaus vorbei, durch die leeren Gänge, bis in sein kleines Büro.

Ich fand es tierisch aufregend.

Später war ich dann auch mal Sonntags mit ihm im Frankfurter Büro. Und als er wieder in Düsseldorf arbeitete, nahm er mir manchmal im Büro-Videorecorder Sendungen aus Kabelsendern auf. Wie ich schon einmal schrieb, hatten wir daheim nur Antennenfernsehen. Die Auswahl dort war mit sechs, jahrelang fünf, Programmen alles Andere als üppig.

Heute könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, mit weniger als 100 TV-Programmen, und ohne Mediatheken und Streamingdienste, zu leben. Aber damals war es schon etwas Besonderes, mal etwas auf RTL2 oder ProSieben sehen zu können.

Jedenfalls – ich wählte in der Schule die Fächer, in denen man viel schreiben musste. Deutsch, Englisch, Geschichte, Erdkunde, Sozialwissenschaften. Solche Fächer eben. Dass das später an der Uni dann klassische „Laberfächer“ sein würden, wusste ich damals noch nicht. Mit Mathe und Naturwissenschaften hatte ich es nicht so, auch in Sport war ich ziemlich schlecht. Und – seltsamerweise – war meine Religionsnote in den letzten Schuljahren auch nicht die Beste. Was wohl daran lag, dass in jeder Stunde bei uns leidenschaftlich und ausgiebig diskutiert wurde. Wofür ich damals noch zu schüchtern war.

Als ich meine ersten Radiopraktika machte, war meine Haltung „Geil, ich bin beim Radio“. Dass man dort in der Regel nur Durchlauferhitzer, Redaktionsfutter und kostenlose Arbeitskraft ist, war mir noch nicht bewusst.

Um auf die Überschrift zurück zu kommen: Ich sehe meinen Vater heute mit etwas anderen Augen, weil ich heute vieles weiß, was ich als Teenager noch nicht wusste.

Aber meine Haltung hat sich nicht geändert: Wir brauchen unabhängige, kritische und wachsame öffentlich-rechtliche und private Medien.

Die können FacebookTikTokXInstagram und co. nicht ersetzen.

ERGÄNZUNG: Und auch keine KI.

30.11.23

Childhood Memories: Als wir Privatfernsehen kriegten

Im Frühjahr 1988 – da war ich sieben Jahre alt – kündigten die Zeitungen bei uns in NRW eine Revolution an.

Es sollte bald mehr TV-Sender geben. Diejenigen, die bereits verkabelt waren, kannten das schon länger. Aber wir hatten, wie die meisten Deutschen damals, nur Antennenfernsehen.

Ich war mit meiner Mutter und meiner Schwester auf Besuch bei meiner Oma in Norddeutschland. Und konnte es gar nicht erwarten, wieder daheim zu sein. Denn dann würden, so war es angekündigt worden, RTLplus und SAT.1 bei uns empfangbar sein.

Zu Hause angekommen, warnte mich mein Vater gleich vor, nicht enttäuscht zu sein. Ich eilte zu unserem, bereits damals antiquierten, Fernseher und schaltete gespannt ein.

Und was musste ich sehen?

SAT.1 war bei uns nur schwach und völlig verrauscht zu sehen. Dabei lief hier „Raumschiff Enterprise“, eine meiner Lieblingsserien (später entdeckte ich dann noch „Ein Duke kommt selten allein“, was mir auch sehr gefiel).

RTLplus war zwar klar zu empfangen. Doch dort lief ein Heimatfilm mit Roy Black.

Nichts für einen Siebenjährigen.

Ich war enttäuscht.

Erst später lernte ich die neue TV-Vielfalt zu genießen. Wir hatten eine „Kinderfrau“, die nach der Grundschule auf uns aufpasste. Diese ließ uns, solange meine Mutter nicht zu Hause war, Fernsehen.

Aber nur heimlich.

Sie ermahnte uns, es auch nicht unserer Mutter zu erzählen. Sobald sich die Tür öffnete, schaltete ich schnell aus. Meist merkte es meine Mutter doch. Denn die Röhrenfernseher – für die Jüngeren: Googlen! - wurden im Betrieb schnell warm bis heiß. Und das verriet meinen illegalen TV-Konsum.

Das schlechte Gewissen verfolgte mich, bis ich volljährig war.

Als ich dann, mit 18, endlich MTV hatte, glotzte ich ein Jahr lang erst mal nur Musikvideos.

Ich hatte schließlich `was nachzuholen…;-) 

29.11.23

Deutsche Bahn: Warum der Vorstoß des Bundeskartellamts sinnvoll ist

Die Deutschen sind unzufrieden mit der Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Sauberkeit der DB. Auch die Zahlen geben das wieder: Weniger als 60 Prozent der ICE- und IC-Züge haben im Oktober ihr Ziel im Zeitrahmen erreicht (laut manager-magazin.de).

Im Januar dieses Jahres waren es immerhin noch über 70 Prozent.

Ich fahre gerne mit der Bahn und ihren Mitbewerbern. Allerdings sind beide meist überfüllt und unpünktlich. Neulich wollte ich von Düsseldorf nach Köln kommen. Es gelang mir erst, nachdem ich einen voll besetzten Rhein-Ruhr-Express (der übrigens von einem Bahn-Mitbewerber betrieben wird!) wieder verlassen musste, und auch der nächste Zug auf sich warten ließ.

Spaß und Entspannung bietet Bahnfahren in Deutschland oft nicht. Aber es ist klimapolitisch sinnvoll und erwünscht.

Deshalb muss sich etwas ändern. Das Kartellamt hat hierzu Vorschläge gemacht.

Das Schienennetz soll der DB weggenommen, und in eine eigene, „gemeinwohlorientierte“ Gesellschaft ausgegliedert werden. Das soll für besseren Service, und mehr Wettbewerb, auf der Schiene sorgen. Damit auch irgendwann, nicht erst 2050 oder noch später, der „DeutschlandTakt“ kommen kann.

Den Weg einer vollständigen Privatisierung, Deregulierung und Zerschlagung des Schienenverkehrs wie im Mutterland der Eisenbahn, Großbritannien, wird man hierzulande nicht gehen. Denn den bereut man dort inzwischen. Ich vermute, auch die Bahnprivatisierung seit 1994 würde man heute in der Form nicht mehr machen. Aber das ist vergossene Milch.

Wie auch immer - der DB und dem deutschen Staat werden diese Vorschläge nicht schmecken.

Aber der Plan des Bundeskartellamts ist besser, als alles so zu lassen, wie es derzeit ist.


(ERGÄNZUNG, 9.12.2023: Diese Woche sah ich im SWR eine Diskussion zum Zustand der Bahn. Darin sagte der Autor Arno Luik etwas Bemerkenswertes: Die DB habe 35 Milliarden Euro Schulden angehäuft und sei „praktisch bankrott“.

Wie soll mit so einer Bahn die Verkehrswende gelingen?

Ein anderer Gast kritisierte die von mir oben so gelobte Ausgliederung des Bahnnetzes. 

Der Bahnbeauftragte von der FDP dagegen lobte die geplanten Reformen.

Ein Konsens ist in Deutschland auch in Sachen Bahn und Klima nicht zu erkennen.

Eigentlich traurig.

ERGÄNZUNG, 22.12.2023: Die Franzosen, Belgier, Österreicher oder Schweizer - also unsere Nachbarn - kämen niemals auf die Idee, ihre Bahn zu privatisieren...denkt euch euren Teil.

ERGÄNZUNG: 7.2.24: Noch ein paar Gedanken zur Bahnreform: 

Wenn man wirklich funktionierenden Wettbewerb auf der Schiene will, dann muss man wohl tatsächlich den Weg Großbritanniens gehen - und die DB zerschlagen. 

Da das aber kein Politiker will - zumal die DB mehrheitlich in Staatsbesitz ist -, reicht wohl auch das Outsourcing des Schienennetzes in eine "gemeinwohlorientierte" Gesellschaft nicht aus, um echten Wettbewerb zu erschaffen.) 


25.11.23

Warum wir uns den Diskurs nicht von den Rechten aufdrängen lassen sollten

Seien wir ehrlich: In der Debatte rund um „irreguläre Migration“ geht es nicht um Geld.

Für den Bundeshaushalt ist es relativ irrelevant, ob Flüchtlinge nach 18 oder erst nach 36 Monaten Leistungen vom Staat erhalten.

Der einzige Grund, warum dieses Thema momentan Politik beherrscht, ist die Angst vor der Stärke der AfD. Da deren Balken im „DeutschlandTrend“ und „Politbarometer“ immer weiter anwächst, bekommen die etablierten Politiker Muffensausen.

Was, wenn die AfD so stark wird, dass man sie – ähnlich wie die PVV in den Niederlanden – bei der Regierungsbildung nicht mehr ignorieren kann? Das wäre für Deutschland, angesichts seiner Geschichte, eine Katastrophe.

Natürlich sind es momentan nur Umfragen. Und jede neue Entwicklung, jede neue Sau, die durchs politische Dorf wandert, kann die Stimmung wieder umschwenken lassen. Das Wahlverhalten der Menschen ist schließlich so volatil geworden, dass auch Umfragen mittlerweile weit von tatsächlichen Wahlergebnissen abweichen können.

Überlassen wir den Rechten nicht das „agenda setting“. Lassen wir uns über die wirklich wichtigen Dinge diskutieren.

Davon gibt es schließlich mehr als genug.