Es muss irgendwann zwischen 2004 und 2007 gewesen sein. In irgendeiner Nacht. So gegen Mitternacht.
Ich lag im Bett, in meinem kleinen Studentenzimmer, und konnte – mal wieder – nicht schlafen.
Also stand ich auf, machte das Licht an, und setzte mich an den Schreibtisch. Und schaltete das Radio an.
Die Nachrichten liefen. Dann begann das Nachtprogramm. Der Radiomann meldete sich, wie üblich, mit den Verkehrsdurchsagen.
Irgendwie kam mir diese Stimme bekannt vor. Irgendwoher hatte ich sie schon einmal gehört.
Dann das Jingle fürs Nachtprogramm. Der Moderator begrüßte seine Hörer und nannte seinen Namen.
Ich fiel fast vom Stuhl.
Es war M. Mein alter Schulfreund. Er moderierte das Nachtprogramm. Deutschlandweit.
Ich nahm meine Kopfhörer, und vergaß, vor lauter Aufregung, eine Kassette zum Mitschneiden einzulegen.
Stundenlang hörte ich ihm zu. Ein Titel, eine Moderation, zwei Titel, Zeitansage, noch zwei Titel, Nachrichten, Wetter, Verkehr.
Statt mitzuschneiden, kramte ich die alten Kassetten hervor, die wir beide als Kinder zusammen aufgenommen hatten. Hörte sie noch einmal.
Ich erkannte seine Stimme wieder, aber damals waren wir gerade im Stimmbruch gewesen.
Mehr als zehn Jahre hatten wir uns nicht gesehen. Jetzt hörte ich ihn wieder.
Dann nannte M. eine Telefonnummer, bei der die Hörer Grüße und Wünsche loswerden konnten
Sollte ich anrufen? Ich wagte es nicht.
Wie Menschen sich entwickeln können, dachte ich mir. Ich sitze hier also in meiner kleinen Bude, und, weit entfernt, sitzt mein alter Schulfreund in einem Studio, spricht in ein Mikro, und ich höre ihm zu.
Bis morgens um fünf Uhr lauschte ich ihm andächtig. Kurz vor fünf verabschiedete er sich.
Wenn er gewusst hätte, dass ich, viele hundert Kilometer entfernt, unter seinen Hörern war….er hätte sich bestimmt gefreut.
The magic of radio
The magic of the night
The magic of loneliness
The magic of Christmas
Merry Christmas