Mitte der Neunziger war Berlin zwar Hauptstadt, aber noch kein Regierungssitz.
Als Christo 1995 den Reichstag verhüllte, entschied mein Vater spontan, nach Berlin zu fahren. Er buchte eine Nachtzugfahrt und eine Unterkunft. Bereits wenige Tage später – es waren Schulferien, und es war sommerlich warm – packten wir unsere Koffer.
Abends stiegen wir am Hauptbahnhof in den DB-Nachtzug. Es waren Liegewagen. Ich erinnere mich, dass ich nachts aufwachte, und mit einem Blick aus dem Fenster erstaunt feststellte, dass der Zug in Hannover pausierte. Und zwar stundenlang. So lange war die Fahrt vom Ruhrgebiet in die Hauptstadt offenbar nicht, dass es für eine durchgängige Nachtreise gereicht hätte.
Jedenfalls, als ich aufwachte, durchfuhren wir gerade Brandenburg. Morgens kamen wir am Bahnhof Zoo an. Ich hatte meinen Kopfhörer auf, und hörte meinen Berliner Lieblingssender Radio B Zwei (den es nicht mehr gibt), während wir die BVG zu unserer Unterkunft nutzten (wo die war, weiß ich nicht mehr).
Dann ging es zum verhüllten Reichstag und zum Fernsehturm, die üblichen Sehenswürdigkeiten in Mitte abgrasend. Meine Schwester war wenig begeistert von unserem Trip. Aber ich, da ich bereits ein Jahr zuvor mit meinem Vater in der Hauptstadt gewesen war, genoss das Touristentreiben - was ich heute, in der Form, nicht mehr tue.
Wir schossen Erinnerungsfotos und besuchten noch das Pergamonmuseum.
Nach wenigen Tagen ging es dann auch schon wieder zurück in die Heimat.
Lange ist’s her.
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