Im Studium habe ich viel über Europa gelernt. Über die Anfänge der europäischen Einigung nach 1945, über seine Werte, sein Selbstverständnis.
Aktuell fordern viele Europäer, angesichts der Bedrohung durch China und Russland, und angesichts des möglichen Comebacks Donald Trumps in den USA, Europa müsse sich emanzipieren. Militärisch, politisch und wirtschaftlich.
Ist die NATO ohne eine Sicherheitszusage der USA noch etwas wert? Kann die EU ihre demokratischen Werte in einer multipolaren, zunehmend autoritären, Weltordnung verteidigen? Was geschieht mit den vielen Flüchtlingen, die sich aufmachen, und ihr Leben aufs Spiel setzen, um in Europa ein besseres Leben zu finden? Alles schwierige Fragen.
Ja, wir müssen unsere Grenzen schützen. Ja, wir müssen unsere Werte im Auge behalten. Ja, wir müssen uns politisch und militärisch autarker machen – ob dabei allerdings Atomwaffen die richtige Antwort sind, bezweifle ich.
Diese Woche machen die Magazine „stern“ und „SPIEGEL“ mit Joe Biden, bzw. Donald Trump, auf. Joe Biden wird als Greis karikiert, der nicht mehr fähig ist, ein Land zu führen. Donald Trump wird als radikaler Nationalist dargestellt, der „uns“ in Europa im Zweifelsfall über die Klinge springen lassen würde. Wird es so kommen?
Ich sage es so: Ich bin mit dem Herzen Optimist.
Mein Herz sagt mir, dass wir in Europa schon viele internationale Krisen durchgestanden haben, die sich letztlich doch gelöst haben. Das Beispiel der Entspannung durch die Ereignisse 1989 bis 1991 zeigt, dass die führenden Köpfe in der Welt im Zweifelsfall doch nachgeben und auf Entspannung setzen. Auch, wenn Francis Fukuyamas Worte vom „Ende der Geschichte“ nach dem Ende des „Eisernen Vorhangs“ dann doch eine Fehleinschätzung waren.
Ich glaube an die Werte von Demokratie, Freiheit, Einigkeit und Gleichheit. Trotz allem.
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