Laut einer ARD-Erhebung haben 27 Prozent der Männer bei der Bundestagswahl die AfD gewählt. US-Techmilliardäre, die vorher noch Diversity-Programme aufgelegt haben, huldigen jetzt dem Autokraten Donald Trump.
Ich sage es aus meiner Warte. Ich bin auch wütend auf das „System“. Ich fühle mich vom Staat und seinen Institutionen gegängelt und schikaniert. Wenn ich Macht hätte – ich würde Vieles verändern.
Aber ich käme nie auf die Idee, AfD zu wählen.
Früh habe ich mich mit der deutschen Geschichte auseinander gesetzt. Ich weiß, dass der Nationalsozialismus darin nicht nur ein „Vogelschiss“ (Alexander Gauland) war. Es war der Gnade der Alliierten zu verdanken, dass dieses Land nach zwei Weltkriegen und Millionen Toten wieder aufblühen durfte.
Als ich in England war, haben wir dort in der Schule die Geschichte der Weimarer Republik durchgenommen. Einer Demokratie, die gestorben ist. Junge, pubertierende Mädchen riefen mir und meinem deutschen Mitschüler „Nazi bastard“ auf dem Schulhof hinterher. Ich fühlte mich schlecht. Zwar wurden die Mädchen dafür bestraft – doch ich merkte, wie sehr wir Deutschen im Ausland im Zweifelsfall unbeliebt sind.
Ein weiteres Beispiel: Ich stand in Amsterdam an einem Ticketschalter am Hauptbahnhof. Da mein Englisch und Niederländisch noch nicht so gut waren, fragte ich die Angestellte, ob sie deutsch könne. Sie antwortete auf deutsch lapidar „Nein!“
Gestern zappte ich durch die Satellitenkanäle und kam zufällig beim arabischen Nachrichtensender „Al Jazeera International“ vorbei. Dort wurde die deutsche Wahl thematisiert, mit Ausschnitten deutscher TV-Sender. Auch hier hat man also registriert, dass bei uns etwas ins Rutschen gekommen ist.
Die Brandmauer muss halten, in jedem Fall. Und um uns Männer muss sich der Staat kümmern.
Sonst stirbt die Demokratie.