28.2.25

Was ist mit uns Männern los?

Laut einer ARD-Erhebung haben 27 Prozent der Männer bei der Bundestagswahl die AfD gewählt. US-Techmilliardäre, die vorher noch Diversity-Programme aufgelegt haben, huldigen jetzt dem Autokraten Donald Trump.

Ich sage es aus meiner Warte. Ich bin auch wütend auf das „System“. Ich fühle mich vom Staat und seinen Institutionen gegängelt und schikaniert. Wenn ich Macht hätte – ich würde Vieles verändern.

Aber ich käme nie auf die Idee, AfD zu wählen.

Früh habe ich mich mit der deutschen Geschichte auseinander gesetzt. Ich weiß, dass der Nationalsozialismus darin nicht nur ein „Vogelschiss“ (Alexander Gauland) war. Es war der Gnade der Alliierten zu verdanken, dass dieses Land nach zwei Weltkriegen und Millionen Toten wieder aufblühen durfte.

Als ich in England war, haben wir dort in der Schule die Geschichte der Weimarer Republik durchgenommen. Einer Demokratie, die gestorben ist. Junge, pubertierende Mädchen riefen mir und meinem deutschen Mitschüler „Nazi bastard“ auf dem Schulhof hinterher. Ich fühlte mich schlecht. Zwar wurden die Mädchen dafür bestraft – doch ich merkte, wie sehr wir Deutschen im Ausland im Zweifelsfall unbeliebt sind.

Ein weiteres Beispiel: Ich stand in Amsterdam an einem Ticketschalter am Hauptbahnhof. Da mein Englisch und Niederländisch noch nicht so gut waren, fragte ich die Angestellte, ob sie deutsch könne. Sie antwortete auf deutsch lapidar „Nein!“

Gestern zappte ich durch die Satellitenkanäle und kam zufällig beim arabischen Nachrichtensender „Al Jazeera International“ vorbei. Dort wurde die deutsche Wahl thematisiert, mit Ausschnitten deutscher TV-Sender. Auch hier hat man also registriert, dass bei uns etwas ins Rutschen gekommen ist.

Die Brandmauer muss halten, in jedem Fall. Und um uns Männer muss sich der Staat kümmern.

Sonst stirbt die Demokratie. 

19.2.25

USA: Warum mich Trump nicht (mehr) überraschen kann

US-Vizepräsident Vance schockte die Europäer mit seiner geäußerten Nähe zu rechtsextremen Parteien. Jetzt überrumpelt Donald Trump die NATO-Partner mit seinen geplanten bilateralen Verhandlungen mit Russland über die Ukraine. Ob unser Kontinent daran beteiligt wird, ist momentan noch unklar.

All das war zu erwarten. Während in Trumps erster Amtszeit noch Chaos herrschte, weil der US-Präsident ständig sein Personal wechselte, und ihm angesichts der Coronapandemie nichts Vernünftiges einfiel, ist das Jetzt geplant.

Lange hatten sich neokonservative und libertäre Kreise in den USA auf die erneute Machtübernahme nach dem glücklosen Joe Biden vorbereitet. Die Social-Media-Desinformationskampagne war sorgsam orchestriert, begleitet von unterwürfigen Monopol-Techmilliardären.

Gegenüber Elon Musk war Steve Bannon ein Winzling. Was wir jetzt aus Washington sehen, lässt in Bezug auf militärische, politische und wirtschaftliche Sicherheit in Europa nichts Gutes erahnen.

Militärisch droht die NATO bedeutungslos zu werden ohne US-Einfluss. Politisch setzt Trump auf radikalen Nationalismus. Wirtschaftlich könnten die geplanten Zölle für einen Abschwung in Europa sorgen.

Die deutsche Autoindustrie, ohnehin schon gebeutelt, wird leiden. Die „checks and balances“ und die Meinungsfreiheit in den USA werden leiden. Die Ukraine wird leiden, wenn sich Trump und Putin hinter ihrem Rücken einigen.

Ich bleibe bei meinem Satz, den ich vor einigen Wochen schon einmal schrieb: Let’s hope the United States and Germany and Europe as allies will get over Mr. Trump’s presidency in four years time.


 

15.2.25

Eine Woche vor der Wahl: Wählt keine Extremisten!

Der Auftritt von US-Vizepräsident Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz hat die Verstrickung der neuen US-Administration mit radikalen Kreisen verdeutlicht.

Ich bin dem deutschen Verteidigungsminister Pistorius dankbar, dass er dazu ebenso deutliche Worte gefunden hat.

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass derjenige, der am Lautesten schreit und die menschenfeindlichsten Positionen vertritt, Recht hat. Das gilt für Politiker genauso, wie für das Internet.

Wir in Deutschland sind dabei vergleichsweise noch auf einer Insel der Glückseligen. Doch das könnte sich ändern. Morgen in einer Woche wird ein neuer Bundestag gewählt. Die rechtsextreme AfD kann dabei laut Umfragen mit etwa einem Fünftel der Stimmen rechnen.

Das sind weniger, als radikale Parteien in Österreich (rund 29 Prozent bei der letzten Wahl) und den Niederlanden (rund 25 Prozent) erreicht haben. Und auch weniger, als Marine Le Pen in Frankreich, Viktor Orban in Ungarn und die PiS-Partei in Polen hinter sich versammelt haben.

Dennoch: Man merkt, dass der Nachkriegskonsens - rechte Parteien dürfen in Deutschland keinen Fuß fassen – verblasst.

Selbst in amerikanischen Medien finden Leute wie Björn Höcke (AfD) Widerhall. Ein US-Komiker attestierte dem Thüringer, er habe „Nazi eyes“. Auch in den USA gibt es also noch vernünftige Stimmen.

Sich als Opfer zu gerieren; zu sagen, man werde „unterdrückt“ und „nicht gehört“, ist das typische Verhalten von Populisten. (ERGÄNZUNG: Auch die Schuldsuche für alles Übel dieser Welt bei Migranten und anderen Minderheiten ist typisch). Zu den Populisten zähle ich auch Frau Wagenknecht und ihr Bündnis, deren Einzug ins Parlament noch offen ist.

Eine Chance, an einer kommenden Bundesregierung beteiligt zu werden, haben AfD und BSW nicht. Wenn man den führenden Politikern dieser Republik glaubt. Hoffen wir, dass es bei dieser Zusage bleibt.

Wählt nächste Woche Demokraten. Und keine Radikale. 

7.2.25

Warum ich ungern mit Fremden an einem Tisch sitze

Im Sommer 2023 unternahm ich eine Kreuzfahrt mit den „Hurtigruten“ nach Norwegen bis ans Nordkap.

Ich war Alleinreisender. Natürlich musste man auch an Bord essen. Dafür hatte „Hurtigruten“ extra zwei runde Tische im Bordrestaurant reserviert. Hier sollten die Alleinreisenden gemeinsam speisen. Zwar etwas abseits von den Pärchen und Familien, aber immerhin im gleichen Raum.

Ich konnte das nicht. Zwei Tage lang habe ich mich unter die, mir Fremden, an einen Tisch gesetzt. Dann gab ich auf. Ließ mir das Essen in meine Kajüte bringen.

Warum das so ist? Ich weiß es nicht. Ich fühle mich, als Einzelner, in eine Gruppe gedrängt unwohl. Das war bei mir schon immer so. 

Ich möchte das gerne ändern.

Geht das noch jemandem von Euch so? Habt Ihr Tipps für mich?

Dann gerne einen Kommentar hinterlassen oder per Mail post@stefangarding.de

2.2.25

Deutschland und die NATO

Der Wiederaufstieg Donald Trumps hat es gezeigt - Deutschland und seine europäischen NATO-Partner müssen sich militärisch von den USA „ein Stück weit“ (Zitat Angela Merkel) emanzipieren.

Der neue alte US-Präsident hat seine Forderung nach Erhöhung des NATO-Beitrags der Europäer mal eben von zwei auf fünf Prozent des jeweiligen BIP maximiert. Es steht bei diesem erratischen Mann zu befürchten, dass er diesen Anspruch jederzeit noch weiter in die Höhe schraubt.

Rückblick: Die Welt hat sich seit den 1980er-Jahren gewandelt. Hatten wir damals eine bipolare Weltordnung, in der die Front direkt durch Deutschland verlief, ist Deutschland heute von politisch und militärisch befreundeten Staaten umgeben.

Die Bedrohung ist dafür komplexer und unübersichtlicher. Es steht vermutlich demnächst eine Entscheidung wie der NATO-Doppelbeschluss an, den Kanzler Schmidt initiierte und Kanzler Kohl umsetzte.

Doch die innenpolitische Situation ist völlig anders. In den 1980er-Jahren waren die Friedensbewegung und die Partei der Grünen entschieden gegen die Aufrüstung. Heute sind die Grünen einer der größten Befürworter der NATO. Eine organisierte „Friedensbewegung“ gibt es nicht.

Ja, Russland und China stellen eine Bedrohung dar. Ja, wir müssen unser Militär besser finanziell ausstatten und mit den europäischen NATO-Staaten enger kooperieren. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen weniger in anderen Bereichen ausgeben sollten.

Wir müssen Geld in die Hand nehmen. Die Schuldenbremse im Grundgesetz ist einmal mehr der Bremsklotz für eine besser gestellte Bundeswehr und mehr Investitionen im Inland.

Es ist zu hoffen, dass wir ein weiteres „1989“ erleben. Ein Jahr, in dem sich internationale Gegnerschaft in Partnerschaft verwandelte. Weil die führenden Politiker einsahen, dass Wettrüsten nichts bringt.