Ich komme gerade zurück von einem Trip in die Metropolregion
Halle/Leipzig.
Einer Region, in der
ich – Asche über mein Haupt – noch nie war.
Dabei habe ich viel
über das Verhältnis West-Ost nachgedacht. Und in Vorbereitung den
derzeitigen Bestseller des Leipziger Professors Dirk Oschmann
gelesen.
Auch über meine
derzeitige Heimat, das Ruhrgebiet, habe ich nachgedacht. Vor langer
Zeit fand ich in der Satirezeitschrift „Titanic“ einmal einen
klischeebehafteten Artikel über die fiktive Ruhrpott-Figur „Jupp
Pumpel“. Einem leicht debilen Männchen natürlich (!) aus
Duisburg, das natürlich (!) ständig „datt“ und „watt“ sagt
und natürlich (!) SPD-Mitglied ist.
So stellt man sich
den Ruhrgebietsmenschen bei der „Titanic“ (die übrigens mal
wieder kurz vor der Pleite stand) wohl vor. An deren Redaktionshaus
ich übrigens immer vorbeikam, wenn ich zur Frankfurter Uni fuhr.
Aber zum schönen
Stichwort Dialekt.
Ich erinnere mich
gut, dass meine männlichen Mitschüler im Ruhrgebiet immer von ihrer
„Perle“ sprachen, wenn sie ihre Freundin meinten. Das klang
sympathisch, war mir jedoch auch etwas fremd. Denn ich hatte keine
Freundin und liebe Dialekte, habe aber nur hochdeutsch sprechen
gelernt.
Das war kein
Ausdruck von Hochnäsigkeit oder Arroganz.
Mein - im Großraum
Hannover geborener - Vater sprach null Dialekt. Mit seiner Mutter
sprach er, imitierend,
rheinisch. Auch er hatte Ausdrucksweisen, die mir fremd waren. So
sagte er etwa: „Paaff Deine Sachen nicht so in den Schrank“, wenn
er meinte, ich solle etwas ordentlicher sein. (Kommt das aus
Niedersachsen oder aus dem Rheinland? Ich habe keine Ahnung.)
Meine Mutter sprach
zwar ebenso hochdeutsch. Sie konnte aber auch ostfriesisches Platt
reden, wenn sie mit ihren Bekannten am Telefon
sprach. Da verstand ich kein Wort.
Meine eine, die
rheinische, Oma sprach von „Ascheimer“, wenn sie den Mülleimer
meinte. Und fragte „bisse jeck?“, wenn sie „bist du verrückt?“
meinte.
Meine andere, die
norddeutsche, Oma sagte „kleen“, wenn sie „verschütten“
meinte. Und nannte mich „lüttje Kerlke“ als Kind.
Als ich in Hessen
wohnte, erwischte ich mich tatsächlich manchmal dabei, „net“
statt „nicht“ zu sagen.
Zurück zum
Ruhrgebiets-Deutsch.
Irgendwo, auf einer
dieser Karriereseiten im Netz, habe ich mal gelesen, dass der
Ruhrgebietsdialekt manche Arbeitgeber außerhalb des Ruhrgebiets
angeblich (!) Menschen von der Einstellung abhält. Das teilt das
Ruhrgebiet – ebenso angeblich (!) - mit den Sachsen. Womit wir wieder am
Anfang wären.
Das zeigt: Gegen
Dummheit sind auch Arbeitgeber nicht gefeit. Und man sollte nicht
alles glauben, was im Netz steht.
Die Vielfalt unserer
Regionen und Dialekte ist schließlich das, was unser Land ausmacht.