Mitte der Neunzehn-Sechziger tobte der Vietnamkrieg. Die Jugend und die Studenten in der westlichen Welt begehrten auf gegen ihre Elterngeneration. In Deutschland kam die Dauerherrschaft der Nachkriegselite ins Wanken mit der Regierungsbeteiligung der SPD.
In den USA tobte vielerorts ein erbitterter Kampf zwischen Weißen und Schwarzen. Schwarze forderten ihre Rechte ein und protestierten, zumeist friedlich, gegen Gewalt und Misshandlungen. Die Kennedy-Administration hatte zuvor schon viele gesetzliche Benachteiligungen der schwarzen Bevölkerung abgeschafft. Doch viele Weiße, vor allem in den Südstaaten, wollten das nicht hinnehmen. Der Konflikt kulminierte unter Anderem im Mord an Martin Luther King.
Vor diesem Hintergrund schrieb ein gewisser P. F. Sloan dieses Antikriegs- und Anti-Gewaltlied, das von Barry McGuire interpretiert wurde. Es geht um die Vorfälle in „Selma, Alabama“ und den Hass in „Rotchina“.
McGuire singt: „you may leave here / for four days in space / but when you return / it's the same old place“.Womit er auf das damalige US-Raumfahrtprogramm und den geplanten Start zum Mond anspielt. (Die Lehre: Die Zukunft war das Weltall, doch auf der Erde herrschten teils noch Zustände wie im tiefsten Mittelalter.)
Der Song ist ähnlich verzweifelt und traurig wie „Behind blue eyes“ von The Who, aber hochpolitisch. McGuires Stimme klingt brüchig, fast heiser, als habe er den Song nach dem Konsum diverser Rauschmittel und Zigaretten mitten in der Nacht aufgenommen.
Angesichts der diversen Kriege und Krisen dieser Welt ist der Song so aktuell wie damals.
Man beachte die Kommentare unter ihm bei YouTube.
ERGÄNZUNG, 1.9.22: Es gibt Coverversionen der "Turtles" und der Band "The Pretty Things". Letztere stammt aus Ende der 1980er-Jahre. Klingt aber eher nach "kölschem Karneval" als nach Protest.
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