Mitte der 1960er-Jahre standen die Beatles, die Rolling Stones und andere britische Formationen auf den Zenith ihres Erfolges.
Aber in Europa wurden sie, außer bei Radio Luxemburg und den
Militärsendern, nicht im Radio gespielt.
Nicht einmal im Mutterland Großbritannien.
Bei der BBC gab es einmal pro Woche eine halbe Stunde (!) „needle time“ für populäre Musik. „Needle time“ hieß das, weil LPs mit einer Nadel abgetastet werden. Der „Home Service“ war sonst popmusikfreie Zone. Das änderte sich, als ab 1964 Piratensender wie „Radio Caroline“ die britische und niederländische Küste umschifften. Die sendeten die Hits aufs Festland.
Konkurrenz war geboren.
1965 startete in den Niederlanden „Hilversum 3“. 1967 war
Sendebeginn in Österreich für „Ö3“.
Im gleichen Jahr reformierte die BBC ihre Hörfunkwellen. Die
Sender wurden von nun an durchnummeriert. „BBC Radio 1“ machte von nun an genau
das Gleiche wie die Piraten. Der Sender spielte von morgens bis abends
Popmusik. Dabei hatte die BBC das bisher immer abgelehnt. Mit Verweis auf das Niveau
und ihre Seriosität.
Jahrzehntelang hatten diese öffentlich-rechtlichen Popwellen
dann ein Monopol. „Ö3“ blieb noch bis weit in die 1990er-Jahre konkurrenzlos.
Auch in Holland wurden Privatsender erst spät zugelassen.
In Großbritannien allerdings gingen bereits in den 1970ern
die ersten ILR („independent local radios“) auf Sendung. Pro County gab es in
der Regel ein kommerzielles Lokalradio. Nur London hatte zwei: „Capital FM“ und
„LBC“ („London Broadcasting Company“).
Deutschland hinkte bei der Entwicklung hinterher.
Als in den 1970er-Jahren endlich neue Sender mit
Unterhaltungsmusik auf Sendung gingen, mussten sie „Servicewelle“ heißen und Verkehrsfunk
bringen. Aber auch etwa Wasserstands- und Segelflugmeldungen gehörten zum
Portfolio. An Privatradio war bis Mitte der 1980er-Jahre nicht zu denken.
Heute wirken die Sorgen von damals um das Niveau ulkig. Aber
so war’s.
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