31.5.23

Mal Wirtschaft: Was ökonomisch richtig ist – und was nicht

Die Wirtschaftswissenschaften zählen zu den Sozialwissenschaften. Das heißt, dort gelten keine Naturgesetze. Wenn man sich aber so manchen Ökonomen in den Medien näher beschaut, erwecken viele genau diesen Eindruck. Sie machen oftmals „wenn…, dann…“-Aussagen. Also: Wenn wir an dieser und jener Stellschraube drehen, dann passiert dieses und jenes.

Das kann passieren. Mit der Betonung auf „kann“.

Es kann aber auch ganz anders kommen. Ein Beispiel: Während der Nullzinsphase hätten die Menschen in Deutschland, glaubt man den Propheten, ohne Ende Geld ausgeben und Schulden machen müssen. Stattdessen lagerte sich immer mehr Geld auf deutschen Konten. Trotz Nullzinsen.

Auch der momentane, absurde Heizungsstreit ist ein Beispiel. Die Gegner argumentieren, damit mache man nur die Heizungsbauerbranche reich. Die Befürworter argumentieren klimapolitisch. Sie reden also aneinander vorbei. Was ökonomisch richtig ist, spielt keine Rolle.

Beispiel Verbrennungsmotor: Wie ich hier schon einmal schrieb, sind die Politiker in den Autobundesländern gegen das Verbrenner-Aus. Weil sie Arbeitsplatzabbau befürchten. Einmal sah ich einen Beitrag mit Bildern aus den 1970er-Jahren. Bereits damals gab es Versuche mit Elektroautos. Durchgesetzt haben sie sich nie. Ökonomisch wie ökologisch wäre ein Verbrenner-Aus sinnvoll. Dann wäre die deutsche Automobilindustrie etwa auch in China wieder konkurrenzfähig. Weil die Chinesen auf E-Autos setzen.

Beispiel Streiks: Staaten werden in drei Kategorien in Bezug auf Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen eingeteilt: Konsens – Kompromiss – Konfrontation. Deutschland gehört zu den Kompromissdemokratien. Einen Konsens gibt es selten, aber auch keine massiven Auseinandersetzungen wie etwa in Frankreich. Letzteres ist ein klassischer Konflikt- bzw. Konfrontationsstaat. Klassische Konsensstaaten sind die Skandinavier und die Niederlande.

Fazit: Was ökonomisch richtig ist, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Und von seinem Wohnort in Europa.

19.5.23

Was ich jungen Leuten in Sachen Medien raten würde

Wollt Ihr in den klassischen Medien (Print, Radio, TV) arbeiten? Dann habe ich ein paar Tipps für Euch.

Erster Tipp: Geht nicht zum Fernsehen. Oder wenigstens nicht als Erstes. Wenn Ihr TikTok- oder YouTube-Videos macht, ist das fein. Aber das qualifiziert Euch nicht automatisch zu Höherem vor der Kamera.

Zweiter Tipp: Macht Praktika, probiert Euch aus. Schreibt. Schreibt Texte, Moderationen etc., was immer Ihr könnt. Fangt bei einem kleinen Medium an, und arbeitet Euch dann weiter.

Dritter Tipp: Ein Instagram-Account qualifiziert einen nicht zur Arbeit in den klassischen Medien. Wenn Ihr gerne der Welt Euer tatsächlich oder vermeintlich tolles Leben präsentiert, dann macht Ihr das für Euer Ego. Aber das reicht nicht.

Vierter Tipp: Wenn Ihr für eine Schülerzeitung schreibt…vergesst es. An meiner Schule wurden früher drei Viertel der Artikel in der Schülerzeitung von Lehrern und Eltern geschrieben. So, dass einige Schüler eine alternative Zeitung gründeten. Die Schulzeit ist begrenzt. Erst danach geht es richtig los. 

17.5.23

Atommüll und AI: Zwei Lösungsansätze

Gestern sah ich in „frontal“ (ZDF) einen Bericht über die Problematik der Asse in Niedersachsen als Atommülllager. Dass es sehr teuer wird, die hunderttausenden Fässer wieder herauszuholen. Und es wird noch teurer und aufwändiger, ein brauchbares Endlager zu finden.

Eben lief auf CNN ein Bericht zum Thema "Künstliche Intelligenz" (Artificial Intelligence, AI). Darin hieß es, AI sei ein „zweischneidiges Schwert“. Und dass der US-Kongress sich, wie es bei Social Media eben nicht gelaufen ist, diesmal an die Spitze der Diskussion setzen will, und der Entwicklung nicht hinterher hecheln will.

Zum Thema Atommüll: Es besteht die Gefahr, dass es in Deutschland bei der Suche nach einem Endlager, die in einigen Jahren anstehen wird, erneut zu massiven politischen und gesellschaftlichen Konflikten kommen wird. Ähnlich der Auseinandersetzungen in den 1980er-Jahren. Aber irgendwo „muss das Zeug hin“, wie es der baden-württembergische Ministerpräsident formuliert hat.

Andere Länder haben damit weniger Probleme.

Ein Beispiel: Finnland hat sogar gar keines. Dort rissen sich die Gemeinden geradezu darum, Standort für ein atomares Endlager zu werden. Auch Frankreich, Großbritannien oder Polen, beispielsweise, werden wohl keine großen Auseinandersetzungen um atomare Endlager sehen.

Warum zahlen „wir“ diesen Ländern dann nicht einfach genügend Geld, damit sie unseren Atommüll lagern? Sellafield und La Hague sprangen ja auch ein, als Wackersdorf als Wiederaufbereitungsanlage (WAA) am Widerstand der Menschen in Deutschland scheiterte.  

Zum Thema AI: Die einzige Lösung, die Gefahren von AI einzuhegen und einigermaßen kalkulierbar zu machen, ist die, dass man die Firmen, die es entwickeln, nicht nur streng reguliert. Sondern am besten gleich verstaatlicht. Zumindest in demokratischen Ländern.

Das ist vor allem ein Blick Richtung USA. Dort wird AI bekanntlich primär entwickelt. Die Frage ist, ob sich die US-Behörden dazu durchringen können, ihrer Industrie Einhalt zu gebieten. Bei uns sollte man diesen Schritt in jedem Fall durchdenken. 

16.5.23

Radio Püsselbüren – Ein Blick auf Lokalradio

Wenn demnächst in Niedersachsen die dortigen Privatradios im Digitalradio DAB+ senden werden, wird NRW - neben MeckPom - das einzige Bundesland sein, in dem die angestammten Privatsender noch ausschließlich analog – also auf UKW - senden.

Zwar gibt es schon Privatsender im Digitalradio. Aber bis auf wenige Ausnahmen sind das alles Sender aus anderen Bundesländern mit NRW-Fenster. Die herkömmlichen NRW-Lokalradios haben sich der – gar nicht mehr neuen – Digitalübertragung bisher konsequent verweigert. Weil sie den Wettbewerb fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Das fällt ihnen jetzt vor die Füße.

Wenn man in NRW durch die Lokalradios zappt, läuft dort meist das Gleiche. Lediglich die Wortbeiträge in den lokalen Sendestunden sind unterschiedlich. Ein Mehrwert für den Hörer ergibt sich somit nicht. Daher ist es meist ziemlich Wurscht, ob man nun Radio Bielefeld, Radio Bonn/Rhein-Sieg, oder Radio Püsselbüren hört.

In einem der Magazine, für die mein Vater schrieb, sagte der damalige Geschäftsführer des Rahmenprogramms der Lokalradios einmal sinngemäß, der Hörer wisse nicht, dass er gerade nicht sein Lokalradio hört. „Das soll er auch nicht wissen“.

Wenn die Locals bald alle digital empfangbar sein werden, wird das Zappen zwischen den Sendern noch einfacher. Dann dürfte auch dem letzten Hörer das auffallen, was er eigentlich nicht wissen soll:

Nämlich, dass nur wenig an „seinem“ Lokalradio wirklich lokal ist. Dann müssten die Sender eigentlich alle 24 Stunden senden. Hoffentlich endet dann die jahrzehntelange Verschaukelung der Hörer in NRW.

(ERGÄNZUNG, 17.5.2023: Ich wollte noch etwas Konstruktives ergänzen. Im Ruhrgebiet schalten sich die Sender aus Essen, Bochum und Herne gelegentlich zusammen. So etwas wäre auch als regionales Rahmenprogramm für die Locals denkbar. Warum nicht ein Rahmenprogramm für die Ruhrgebiets-Lokalradios, für die im Rheinland, im Münsterland, etc.?)

14.5.23

Eurovision "Suck" Contest

Nach langer Zeit schaue ich mir heute Abend mal wieder den ESC an.

Deutschland mit seiner Band mit dem Namen „irgendwas mit Lord und irgendwas mit Lost“ waren im Vorfeld zumindest bessere Chancen als den peinlichen Auftritten der letzten Jahre eingeräumt worden.

Das Ergebnis?

Zwei Punkte aus Island, einer aus Tschechien, und 15 Punkte vom Publikum. Ich habe ausgeschaltet.

Die ARD sollte sich überlegen, ob sie die Auswahl der Teilnehmer, ja, überhaupt diese Veranstaltung weiterhin so durchführen will.

Es stellt sich die Frage, wer die Teilnehmer im Vorfeld aussucht. Es stellt sich die Frage, ob man an diesem Wettbewerb überhaupt in der Form weiter teilnehmen sollte.

Vielleicht sollten die Deutschen einfach mal ein oder mehrere Jahre aussetzen, und sich eine Auszeit nehmen. Das hatte man ja vor Jahrzehnten bereits getan.

Angesichts solcher Blamagen. 

12.5.23

Deutschland – Das unreformierbare Land?

Beispiel Bildungspolitik.

Als vor rund 20 Jahren der PISA-Schock Deutschland erschütterte, überlegten sich die Bildungspolitiker aller Couleur: Wer macht es besser?

Sie schauten nach Skandinavien. Heerscharen von Wissenschaftlern, Politikern und Journalisten strömten etwa nach Finnland und versuchten, von dem Land zu lernen. Die größte Konsequenz, die im Dickicht unserer Mehrebenenregierung daraus gezogen wurde, war die Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre. Diese Reform führte aber im Dschungel der Zuständigkeiten von Bund und Ländern zu derartigen Verwerfungen, dass viele Bundesländer davon wieder Abstand nahmen, und zum alten System zurückkehrten. Hat man von Skandinavien also gelernt? Nein.

Beispiel Sozialpolitik.

„Die Rente ist nicht sicher.“ Dieser Satz ist seit ebenfalls rund 20 Jahren Konsens.

Daher wurde und wird daran munter herumgedoktert. Erst wurde das Niveau der umlagefinanzierten Rente abgesenkt, und die private Vorsorge in Form von „Riester“ und „Rürup“ eingeführt. Mit dem Hinweis, dass damit alles besser würde, und das System damit gerettet sei. Mittlerweile ist es Konsens, dass diese Reformen auch nicht der Weisheit letzter Schluss waren. Deswegen wird jetzt ein Auslaufen der (gerade mal zwei Jahrzehnte alten) kapitalgedeckten Vorsorgemodelle diskutiert, stattdessen die Einführung einer Aktienrente (übrigens dienen auch hier wieder skandinavische Länder als Vorbild). Wahrscheinlich wird man dann in 20 Jahren sagen: Ach, nee, auch das war nicht so doll. Lasst uns die Rente gleich ganz privatisieren…

Beispiel Wirtschaftspolitik.

Ich erinnere mich, dass wir im Sozialwissenschaftsunterricht in den Neunzigern über „Globalisierung“ und „zu hohe Lohnnebenkosten“ diskutierten. Letztere wurden als Hauptargument dafür genommen, dass Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Schließlich wurden die Sozial- und Rentenversicherungsbeiträge tatsächlich gesenkt, die Wettbewerbsfähigkeit nahm tatsächlich zu, und die Arbeitslosenzahlen gingen tatsächlich zurück.

So weit, so gut.

Das Problem: Es wurde ein großer Sektor geschaffen, in dem lediglich niedrige Löhne gezahlt werden. Diese Leute zahlen keine Beiträge, und sie fallen später doch dem Staat vor die Füße, weil sie zu wenig vorsorgen konnten. Stichwort Altersarmut. Das Thema „Lohnnebenkosten“ ist derweil aus der öffentlichen Debatte weitgehend verschwunden. Immer mehr Menschen scheiden trotz negativer Anreize früh aus der Arbeitswelt aus. Die „Work-Life-Balance“ wird den Leuten immer wichtiger. Es gibt immer mehr ältere, und immer weniger jüngere Arbeitnehmer. Also alles paletti?

Nein. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die alte Diskussion wieder aufflammt. Während die einen von einer Vier-Tage-Woche träumen, wollen die anderen eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf 70 Jahre. Ein Konsens ist hier nicht erkennbar.

Beispiel Wohnen.

Irgendwann, etwa mit Beginn der Schröder-Ära, galt das Thema „Wohnen“ als so zweitrangig, dass das Bundesbauministerium als eigenständiges Ressort abgeschafft wurde. Dafür gab es ein „Infrastrukturministerium“, eine Kombination aus „Bau“ und „Verkehr“. Das Problem „Wohnungsnot“, noch in den 1970er-Jahren groß diskutiert, schien abgehakt.

Mittlerweile gilt das Thema Wohnen wieder als Problem. Daher gibt es wieder ein eigenständiges Bauministerium. Die Miet- und Kaufpreise für Wohnungen und Häuser sind überall massiv gestiegen, wenn sie auch wieder leicht sinken. Überall fehlt bezahlbarer Wohnraum. Eine Konsequenz aus der Vernachlässigung des Themas über viele Jahre.

Dies sind nur einige Beispiele. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal gesagt, die deutsche Demokratie sei im Vergleich „besonders langsam“. Damit hatte er wohl recht. Es sind, eigentlich grundlegende Strukturreformen nötig, nicht mehr nur das Herumdoktern an Symptomen.

Aber, wie gesagt, Stichwort „langsame Demokratie“…

4.5.23

Mythos Fachkräftemangel?

Momentan heißt es mal wieder: Wir haben Fachkräftemangel.

Das hieß es auch schon von 15 Jahren, als ich meinen Hochschulabschluss machte. Damals wurde gesagt: Wir brauchen mehr Akademiker! Geht studieren, am besten MINT-Fächer!

In der Folge stiegen die Abiturienten- und Studierendenzahlen stark an. So stark, dass mittlerweile ein Großteil eines Jahrgangs in Deutschland den Weg Abitur plus Studium wählt.

Damals sah ich einen Beitrag von „Report München“, in dem die These „Fachkräftemangel“ dekonstruiert wurde. Ich erinnere mich, dass eine studierte Informatikerin gezeigt wurde, die mit ihrem Kind im Grünen spielte und keinen Job fand, weil sie Mutterschaftsurlaub genommen hatte, und danach fachlich als nicht mehr „up to date“ angesehen wurde.

Deshalb muss man mit der generellen Aussage, „wir haben Fachkräftemangel“, sehr vorsichtig sein. Das gilt nur für bestimmte Schulabschlüsse und Berufsgruppen. Wer lange "draußen" ist, kommt oft nur schwer wieder "rein". Wie ich neulich in einem Beitrag für „tagesschau24“ sah, werden Akademiker momentan nur wenig mehr gesucht als Ungelernte. Dafür mangelt es an Menschen mit einer klassischen dualen Ausbildung, was eben an oben genannter Entwicklung der letzten 15 Jahren liegt.

Die Leute strömen an die Unis, dafür machen weniger eine Ausbildung. Daher dort der Mangel jetzt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass man mit pauschalen Aussagen „geht studieren, wir brauchen Akademiker!“ oder „macht eine Ausbildung, wir brauchen Facharbeiter!“ nichts weiter als den nächsten Schweinezyklus produziert.

Wenn man näher hinsieht, gilt der momentane Fachkräftemangel nur für einige Branchen, wie etwa die Pflege. Andere Ausbildungsbereiche können sich ihre Bewerber dagegen aussuchen.

Und Akademiker? Tja…

3.5.23

„Versus“ – Gegensätze

Ich möchte einmal über Konflikte schreiben.

An dieser Stelle hatte ich schon einmal über den Konflikt zwischen Biologen und Sozialwissenschaftlern geschrieben. Dabei ging es um das Thema „Geschlecht und geschlechtliche Identität“. Also den Gegensatz „sex“ (Biologie, das biologische Geschlecht) vs. „gender“ (Sozialwissenschaften, das soziale Geschlecht).

Dieser Gegensatz sorgt für Konflikte, und er lässt sich nicht so leicht auflösen. Die eine Seite wirft der jeweils anderen Seite „Ideologie“ vor.

Es gibt aber auch andere Bereiche, in denen kein Konsens zu erreichen ist.

Beispiel Wirtschaft: Was betriebswirtschaftlich sinnvoll und richtig erscheinen mag (nämlich Menschen zu entlassen, um Kosten zu sparen), kann volkswirtschaftlich fatal sein (es entstehen für die Allgemeinheit Kosten, da den Entlassenen Arbeitslosengelder gezahlt werden müssen.) Und das, obwohl beide, soweit ich weiß, lange Zeit das Gleiche im Studium lernen.

Beispiel Cannabis, hier schon einmal erwähnt: Was Staatsanwälte vermutlich freuen wird, nämlich die geplante Entkriminalisierung von Cannabis (weil sie dann nicht gegen jeden kleinen, erwischten Konsumenten ein Verfahren einleiten müssen), dürften Ärzte mit Sorge sehen (weil zu erwarten ist, dass, zumindest anfangs, die Ambulanzen voll sein werden mit zugedröhnten Patienten, die „mal probieren wollten“).

Ein weiteres Beispiel: die momentan vieldiskutierte Verkehrswende. Die einen sehen in der Tendenz zum Elektroauto, weg vom Verbrenner, die Möglichkeit, die Klimaziele zu erreichen. Andere, etwa auch die Grünen-Politiker in Autobundesländern, befürchten, dass bei ihnen vor Ort dadurch Arbeitsplätze verloren gehen. Denn zur Herstellung eines Verbrennermotors braucht man sieben Arbeiter. Für einen Elektromotor nur einen. 

Auch im Bereich Religion gibt es Gegensätze: Einerseits die Atheisten, die in jeder Religion „Opium fürs Volk“ sehen, und radikale Realisten sind. Auf der anderen Seite die (bei uns) immer weniger werdenden treuen Gläubigen, die selbst, wenn sie entlassen werden, darin noch den Willen Gottes sehen. In Amerika sieht man das am Konflikt „liberals“ versus „evangelicals“.

Und es gibt, seit Beginn des Ukraine-Krieges und des Aufstieg Chinas, noch einen neuen, alten Konflikt auf der Welt:

Ost gegen West.

Aber das ist eine andere Geschichte. Die hier zu erzählen, würde zu lange dauern.

Welches Fach mir fast die Abiturnote versaut hätte.

Vor einigen Wochen las ich, dass in Umfragen rund 40 Prozent der männlichen Schüler angeben, Sport sei ihr Lieblingsfach in der Schule.

Ich gehör(t)e nicht zu diesen 40 Prozent.

Wir hatten Schulschluss um 13.30 Uhr. Der Sportunterricht danach begann in der Oberstufe immer erst nach einer Pause von 45 Minuten. Also fuhr ich heim.

Und schwänzte den Sportunterricht gerne mal.

Bis mein Sportlehrer mich zur Seite nahm, und mich ermahnte: „Stefan, wenn Du jetzt nicht regelmäßig mitmachst, kriegst Du in Sport eine Fünf auf dem Zeugnis.“ Man muss wissen, ich war nicht im „coolen“ Basketball- oder Fußballkurs, in denen die Cracks waren, die im Sportabitur ihre „1+“ reserviert hatten.

Sondern ich spielte Volleyball. Der Kurs mit vielen Girls, und vielen von denen, die wie ich froh waren, wenn Sport vorbei war.

Also kam ich regelmäßig. Und erhielt dann noch eine glatte Vier auf dem Zeugnis.
Was dennoch meine mit Abstand schlechteste Note auf dem Abizeugnis war.

Lange ist’s her.

1.5.23

Warum Einkaufen keinen Spaß mehr macht, und was der 1. Mai bedeutet

Heute ist 1. Mai. Feiertag. Tag der Arbeit. Alle Geschäfte haben geschlossen.

Ich mache mir Gedanken ums „Shopping“. Und um diesen Tag.

„Früher“, als ich Kind war, war es etwas Besonderes, wenn man samstags in die Stadt fuhr und Einkaufen ging. Es ging zum Karstadt, Kaufhof oder Horten. Auch mal zu C&A oder Peek und Cloppenburg. Wir gingen zum Nordsee Fisch essen, und trugen unsere Tüten heim. Bis auf C&A sind alle diese Läden mittlerweile insolvent. Na ja, auch Nordsee gibt es noch.

Wenn ich heute durch unsere Innenstadt gehe, sehe ich viele Handyshops, 1-Euro-Läden und übergroße Woolworth-Filialen. Inhabergeführte Geschäfte gibt es so gut wie gar nicht mehr. In der Fußgängerzone meines Stadtteils macht jetzt die letzte, privat geführte Bäckerei dicht, wie ich diese Woche mit Bedauern feststellen musste.

Der Unterschied zu „früher“ ist ebenfalls, dass man jeden Tag Deutsche-Post-, Hermes-, oder UPS-Wagen durch die Straßen fahren, und in der zweiten Reihe parken, sieht. Die sind immer randvoll mit Päckchen und Paketen des großen US-Internetkaufhauses, das mit „A“ beginnt. Die Leute kaufen, offenbar seit der Corona-Pandemie verstärkt, meist nur noch online ein.

Wenn man unter der Woche in ein klassisches Kaufhaus der Firma „G.“ geht, ist es meist menschenleer. Und wenn man die Menschen in den großen, klassischen Malls beobachtet, erkennt man, dass die meisten keine Tüten bei sich tragen. Sondern nur bummeln. Das Geld sitzt offenbar nicht mehr so locker bei den Leuten.

Ist das nur bei mir im Ruhrgebiet so? Oder ist das auch so in reichen deutschen Städten wie München oder Hamburg? Ich weiß es nicht genau, habe Ähnliches aber in Frankfurt auf der Zeil beobachtet.

Um auf den Anfang zurück zu kommen: Corona, die Inflation, der geringe Lohnanstieg der letzten Jahrzehnte, sowie der Trend zum Singledasein, haben dazu geführt, dass die Leute sich mehr ins Private zurückziehen und weniger konsumieren. Deshalb sind Gemeinschaftserlebnisse wie der 1. Mai vielleicht so wichtig. Weil sie ein Gemeinschaftsgefühl zeigen, das im Jahr 2023 vielerorts verloren gegangen scheint.