Momentan heißt es mal wieder: Wir haben Fachkräftemangel.
Das hieß es auch schon von 15 Jahren, als ich meinen Hochschulabschluss
machte. Damals wurde gesagt: Wir brauchen mehr Akademiker! Geht studieren, am besten
MINT-Fächer!
In der Folge stiegen die Abiturienten- und Studierendenzahlen
stark an. So stark, dass mittlerweile ein Großteil eines Jahrgangs in
Deutschland den Weg Abitur plus Studium wählt.
Damals sah ich einen Beitrag von „Report München“, in dem
die These „Fachkräftemangel“ dekonstruiert wurde. Ich erinnere mich, dass eine
studierte Informatikerin gezeigt wurde, die mit ihrem Kind im Grünen spielte
und keinen Job fand, weil sie Mutterschaftsurlaub genommen hatte, und danach
fachlich als nicht mehr „up to date“ angesehen wurde.
Deshalb muss man mit der generellen
Aussage, „wir haben Fachkräftemangel“, sehr vorsichtig sein. Das gilt nur für
bestimmte Schulabschlüsse und Berufsgruppen. Wer lange "draußen" ist, kommt oft nur schwer wieder "rein". Wie ich neulich in einem Beitrag
für „tagesschau24“ sah, werden Akademiker momentan nur wenig mehr gesucht als
Ungelernte. Dafür mangelt es an Menschen mit einer klassischen dualen
Ausbildung, was eben an oben genannter Entwicklung der letzten 15 Jahren liegt.
Die Leute strömen an die Unis, dafür machen weniger eine
Ausbildung. Daher dort der Mangel jetzt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass
man mit pauschalen Aussagen „geht studieren, wir brauchen Akademiker!“ oder „macht
eine Ausbildung, wir brauchen Facharbeiter!“ nichts weiter als den nächsten
Schweinezyklus produziert.
Wenn man näher hinsieht, gilt der momentane Fachkräftemangel
nur für einige Branchen, wie etwa die Pflege. Andere Ausbildungsbereiche können
sich ihre Bewerber dagegen aussuchen.
Und Akademiker? Tja…
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