4.5.23

Mythos Fachkräftemangel?

Momentan heißt es mal wieder: Wir haben Fachkräftemangel.

Das hieß es auch schon von 15 Jahren, als ich meinen Hochschulabschluss machte. Damals wurde gesagt: Wir brauchen mehr Akademiker! Geht studieren, am besten MINT-Fächer!

In der Folge stiegen die Abiturienten- und Studierendenzahlen stark an. So stark, dass mittlerweile ein Großteil eines Jahrgangs in Deutschland den Weg Abitur plus Studium wählt.

Damals sah ich einen Beitrag von „Report München“, in dem die These „Fachkräftemangel“ dekonstruiert wurde. Ich erinnere mich, dass eine studierte Informatikerin gezeigt wurde, die mit ihrem Kind im Grünen spielte und keinen Job fand, weil sie Mutterschaftsurlaub genommen hatte, und danach fachlich als nicht mehr „up to date“ angesehen wurde.

Deshalb muss man mit der generellen Aussage, „wir haben Fachkräftemangel“, sehr vorsichtig sein. Das gilt nur für bestimmte Schulabschlüsse und Berufsgruppen. Wer lange "draußen" ist, kommt oft nur schwer wieder "rein". Wie ich neulich in einem Beitrag für „tagesschau24“ sah, werden Akademiker momentan nur wenig mehr gesucht als Ungelernte. Dafür mangelt es an Menschen mit einer klassischen dualen Ausbildung, was eben an oben genannter Entwicklung der letzten 15 Jahren liegt.

Die Leute strömen an die Unis, dafür machen weniger eine Ausbildung. Daher dort der Mangel jetzt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass man mit pauschalen Aussagen „geht studieren, wir brauchen Akademiker!“ oder „macht eine Ausbildung, wir brauchen Facharbeiter!“ nichts weiter als den nächsten Schweinezyklus produziert.

Wenn man näher hinsieht, gilt der momentane Fachkräftemangel nur für einige Branchen, wie etwa die Pflege. Andere Ausbildungsbereiche können sich ihre Bewerber dagegen aussuchen.

Und Akademiker? Tja…

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