Es war Februar 1999. Das alles ist lange her, und ich versuche es, aus dem Gedächtnis zu reproduzieren. So gut es geht.
Mitte Februar sind in Großbritannien eine Woche „mid term holidays. Meine Gasteltern fuhren mit dem mittleren und dem jüngeren Sohn ein paar Tage ins belgische Vielsalm. Ich war mit dem Großen allein zu Hause. Meine englischen Lehrer hatten sich für mich, meinen bayerischen Mitschüler, und zwei weitere Mitschüler von meiner High School etwas Besonderes überlegt.
Sie hatten einen Termin beim örtlichen MP („member of parliament“) gemacht, damit wir alle eine Führung durchs Unterhaus in London bekamen!
Wir, das waren wir vier Schüler, sowie eine Lehrerin, und weitere Bürger aus dem Wahlkreis in Kent, trafen uns morgens am Besuchereingang des Parlamentsgebäudes. Roger Gale, der „local MP“ von den Torys, kam und begrüßte uns. Wir gingen durch das altehrwürdige Gebäude, kamen an einer Statue von Winston Churchill vorbei. Ironischerweise war die Lehrerin, die das alles organisiert hatte, glühende Labour-Anhängerin. Sie hatte feuerrote Haare, und uns im Unterricht gestanden, dass sie von Churchill eigentlich nicht viel hielt.
Kent ist südöstliches England und normalerweise Gebiet für konservative Mehrheiten. Damals, 1999, allerdings regierte gerade Labour mit Tony Blair als Premierminister. Der war gerade zwei Jahre zuvor ins Amt gekommen und galt – damals noch – als politischer Superstar. Das sollte sich erst mit dem Eintritt Großbritanniens in den Irakkrieg Jahre später ändern.
Zurück zur Führung.
Wir gingen also durch das riesige Gebäude, und standen plötzlich mitten im Unterhaus. Jeder durfte mal an die Stelle treten, wo die Redner von Regierung und Opposition reden. Alle waren sehr beeindruckt, ich auch. Die grünen Bänke sahen genau so aus, wie man es aus dem Fernsehen kannte.
An viel mehr kann ich mich leider nicht erinnern. Es ist auch schon fast 25 Jahre her. Im selben Jahr fuhr ich mit einem Freund übrigens nach Berlin. Wir waren an dem Tag am Reichstag, als der Bundespräsident gewählt wurde.
Zwei Parlamente in einem Jahr, ein Jahr vorm Abitur – es war ein aufregendes und tolles Jahr.
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