30.1.23

Ukraine-Krieg: Neue Diskussion

Die Entscheidung ist getroffen. Die Ukraine bekommt von Deutschland Panzer geliefert. Da wird auch schon das nächste Fass aufgemacht. Jetzt steht die Forderung im Raum, dass Deutschland auch Kampfflugzeuge liefern soll.

Erst das Gas, dann die Panzer, jetzt Kampfflugzeuge.

Nun haben wir Russland aus dem Kreis unserer Energielieferanten weitgehend ausgeschlossen. Bekommen unsere Rohstoffe nun unter anderem aus dem Nahen Osten. Was aber, wenn dort ein Krieg ausbricht? Wollen wir dann wieder so handeln? Müssen wir uns dann wieder neue Rohstofflieferanten suchen?  

Zurück zur Ukraine.

Das Problem habe ich schon einmal erwähnt. Die Ukraine ist kein Bündnispartner. Sie ist auch kein westliches Land. Auch, wenn ihre Regierung westlich orientiert und demokratisch gewählt ist. Mit der Forderung nach weiterer militärischer Unterstützung könnte man die Unterstützung jedes bewaffneten Konflikts begründen. Sei es in Syrien, dem Jemen oder sonstwo.

Auch, wenn der Krieg die Schlagzeilen beherrscht, halte ich Kanzler Scholz‘ Zögern und Zaudern in der Sache für völlig richtig. Auch, wenn ihm sein Verhalten viele nun vorwerfen.

Ein weiteres Engagement Deutschlands im Ukraine-Krieg kann nur in enger Abstimmung mit den westlichen Bündnispartnern in NATO und EU sinnvoll sein. In Umfragen stimmt nur eine knappe Mehrheit der Deutschen für die Panzerlieferung. Die anderen, zu denen auch ich gehöre, haben Angst vor einer weiteren Eskalation.  

Jetzt muss die Stunde der Diplomatie gekommen sein.

27.1.23

Die 1960er: Aufbruch in den Medien

Mitte der 1960er-Jahre standen die Beatles, die Rolling Stones und andere britische Formationen auf den Zenith ihres Erfolges.

Aber in Europa wurden sie, außer bei Radio Luxemburg und den Militärsendern, nicht im Radio gespielt.

Nicht einmal im Mutterland Großbritannien.

Bei der BBC gab es einmal pro Woche eine halbe Stunde (!) „needle time“ für populäre Musik. „Needle time“ hieß das, weil LPs mit einer Nadel abgetastet werden. Der „Home Service“ war sonst popmusikfreie Zone. Das änderte sich, als ab 1964 Piratensender wie „Radio Caroline“ die britische und niederländische Küste umschifften. Die sendeten die Hits aufs Festland.

Konkurrenz war geboren.

1965 startete in den Niederlanden „Hilversum 3“. 1967 war Sendebeginn in Österreich für „Ö3“.

Im gleichen Jahr reformierte die BBC ihre Hörfunkwellen. Die Sender wurden von nun an durchnummeriert. „BBC Radio 1“ machte von nun an genau das Gleiche wie die Piraten. Der Sender spielte von morgens bis abends Popmusik. Dabei hatte die BBC das bisher immer abgelehnt. Mit Verweis auf das Niveau und ihre Seriosität.

Jahrzehntelang hatten diese öffentlich-rechtlichen Popwellen dann ein Monopol. „Ö3“ blieb noch bis weit in die 1990er-Jahre konkurrenzlos. Auch in Holland wurden Privatsender erst spät zugelassen.

In Großbritannien allerdings gingen bereits in den 1970ern die ersten ILR („independent local radios“) auf Sendung. Pro County gab es in der Regel ein kommerzielles Lokalradio. Nur London hatte zwei: „Capital FM“ und „LBC“ („London Broadcasting Company“).

Deutschland hinkte bei der Entwicklung hinterher.

Als in den 1970er-Jahren endlich neue Sender mit Unterhaltungsmusik auf Sendung gingen, mussten sie „Servicewelle“ heißen und Verkehrsfunk bringen. Aber auch etwa Wasserstands- und Segelflugmeldungen gehörten zum Portfolio. An Privatradio war bis Mitte der 1980er-Jahre nicht zu denken.

Heute wirken die Sorgen von damals um das Niveau ulkig. Aber so war’s.


Pet Sounds

Ich weiß nicht, wie viele unzählige Male ich Anfang der 1980er auf dem Rücksitz meiner Mutter in ihrem Opel durch Neuss, Düsseldorf und das Rheinland (und später durchs Ruhrgebiet) fuhr und dabei die Beach Boys aus dem Autoradio auf dem Ohr hatte.

Während ich das hier schreibe, höre ich „Pet Sounds“. Das wird regelmäßig von US-Musikmagazinen zum „Besten Album aller Zeiten“ gekürt.

1966 entstanden, war es das Meisterstück von Mastermind Brian Wilson, dessen Leben (mit all seinem Genie und Wahnsinn) im Film „Love and Mercy“ nachgezeichnet ist.

„Wouldn’t it be nice“, „Sloop John B“ und „God only knows“ könnte man mir morgens um vier vorspielen, ich könnte im Schlaf mitsingen.  Bei „Barbara Ann“ - das noch in der Surf-Phase der Beach Boys entstand – musste ich als Kind, des Englischen nicht mächtig, immer an die Kollegin und beste Freundin meiner Mutter denken, die auch Barbara hieß.

Das Album blieb, bis vor wenigen Jahren, unvollendet. Brian Wilson übernahm sich mit der Produktion gesundheitlich und glitt für Jahrzehnte in eine persönliche Krise. Lange Zeit spielte der Rest der Band die alten Songs ohne ihn. Mittlerweile steht er, gezeichnet, wieder auf der Bühne. 

Seine Songs werden für alle Zeiten bleiben. 

Wer akustisch mehr über die Zeit wissen will: In der ARD-Audiothek unter SWR1 suchen. Die Podcast-Reihe „Alben für die Ewigkeit“ (audiowest, bei RTL+ MUSIC zu finden) hat auch einen Beitrag über „Pet Sounds“ gemacht.


(ERGÄNZUNG, 24.9.23: Ich habe da wohl was verwechselt. 

Nicht das Album "Pet Sounds" war es wohl, das zunächst unvollendet blieb. Sondern das Album "Smile", das erst vor wenigen Jahren vollendet wurde. Sorry)

23.1.23

"PIT Radiojingles" auf YouTube

Ich habe die PIT Radiojingles auf YouTube abonniert.

Der Kanal hat sehr wenige Klicks. Aber für Radiofreaks wie mich ist er unverzichtbar. 

Hier findet man Jingles deutscher - aktueller wie ehemaliger - Radiostationen. 

Gerade, wenn man wie ich ein "Kind" des Westens ist, muss man sich fast ein Tränchen verdrücken, wenn man die alten WDR 1 und -2-Jingles aus den 1980ern und 1990ern wieder hört. 

Das sind Kindheitserinnerungen.

Aber auch an das hr3-Jinglepaket aus dem Jahr 1992 kann ich mich gut erinnern. Viele Kassetten liegen noch bei mir rum (sollte ich mal digitalisieren). Die NRW-Lokalradios sind ebenfalls vertreten. Vor allem die Anfangszeit. Da hört man noch Individualität heraus, wenngleich nicht unbedingt Professionalität...;-).

Heute höre ich Radio eigentlich nur noch im Auto. Mittlerweile kann man in meiner Region zwar mehr als 30 Sender empfangen. Aber die Magie ist weg. Früher habe ich für SWF3 und co. noch einen Riesenaufwand betrieben. 

Das braucht man heute nicht mehr. Heute gibt's Podcasts. Die bringen einem das gewünschte Programm (zumeist Wort) zu jeder Zeit. 

Ohne Aufwand.


19.1.23

Lützerath: Zerreißprobe für Die Grünen

Ein paar Gedanken zum Medienthema Nummer Eins der letzten Wochen:

Die Proteste im Rheinischen Braunkohlerevier.

Luisa Neubauer war da, Greta Thunberg ebenso. Lützerath ist für die Klimaretter-Bewegung ein Symbol geworden. Wenn der Ort abgebaggert wird, so argumentieren sie, wird auch das 1,5-Grad-Ziel nicht zu erreichen sein. Zumindest, was die deutschen Emissionen angeht, nicht.

Das Problem: Die Grünen in NRW und im Bund haben sich vor ihrer Wahl mit den Klimaschützern solidarisiert. Und jetzt sagt Minister Habeck, Lützerath sei das falsche Symbol.

Ein klassischer Fall von Machtpragmatismus.

In Umfragen ist mittlerweile eine Mehrheit der Menschen der Überzeugung, man solle die deutschen Braunkohlegruben möglichst schnell schließen. Das ist für 2030 angepeilt. Die Grünen haben es durchgesetzt. Aber die Protestler wenden ihren Zorn nun gegen die Partei, von der sie sich mehr erhofft haben.

Ich hatte ja schon einmal hier über NRW geschrieben. Davon, dass die Braunkohle schon in den 1990er-Jahren Streitthema in der damaligen rot-grünen Regierung unter Rau war. Auch damals hatten die Grünen sich vor der Wahl gegen die Braunkohle ausgesprochen. Und auch damals folgte nach der Wahl ein Kompromiss. Die Braunkohle durfte weiter ausgebaggert werden, allerdings mit Umweltauflagen.

Der Unterschied zu heute: Der Protest ist global, nicht mehr regional. Siehe Greta Thunberg.

Und die Grünen werden sich fragen müssen, ob ihr Machtpragmatismus gegen ihre moralisch-ökologische Grundüberzeugung steht. Ich vermute, dass das noch zu schweren Auseinandersetzungen führen wird. Nicht nur in den Sozialen Netzwerken, sondern auch auf Demonstrationen und grünen Parteitagen.