29.1.22

Mein Studium: TEIL 2

Die Studienbedingungen in Frankfurt waren…nun...schwierig. Frankfurt ist eine tolle, wenn auch sehr teure Stadt. Aber die Uni war -damals zumindest- zum Teil in einem baulich sehr verwahrlosten Zustand.

Ich habe den Großteil meines Studiums im Uniturm (offiziell: AfE-Turm) absolviert. Dieser wurde vor etwa zehn Jahren gesprengt, um einem neuen Hochhaus Platz zu machen. Die Sprengung wurde deutschlandweit im TV übertragen, vielleicht erinnert sich der eine oder andere.

Seit ´68 hatte man offenbar an diesem Turm (und leider auch an vielen anderen Gebäuden) nicht viel verändert. Gut, es gab natürlich W-LAN und reichlich Bibliotheken. Aber die Flure, Gänge und Seminarräume waren mit Parolen vollgeschmiert (ich erinnere mich z. B. an: „Randale, Bambule, Frankfurter Schule“), und dementsprechend verströmten viele Dozenten den Eindruck, als hätten sie hier auf Lehre auch keine große Lust.

Jedenfalls verstand ich manche Seminare gar nicht, andere wiederum waren auf Volkshochschulniveau, in wieder anderen erzählten die Dozenten vorwiegend Anekdötchen (das hatte ich aber auch im Ruhrgebiet so erlebt, wo man das „Dönekes erzählen“ nennt).

Ich kämpfte mich so von Semester zu Semester, immer mit der Tendenz, Seminare im Uni-Turm möglichst zu vermeiden. Mein Nebenfach Geschichte lernte ich jedoch im ehemaligen IG-Farben-Haus im schicken Westend, das, frisch saniert, kurz vor meinem Studienbeginn der Goethe-Uni übergeben worden war. An diesem Campus fühlte ich mich ausgesprochen wohl. Alles war neu und modern, wenn auch das, was ich dort lernte, Themen von früher waren.

Leider war das Studentenleben nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Im Wohnheim ging jeder so seines Weges. Die Bewohner kamen aus ganz Deutschland, viele auch mit Migrationshintergrund (darf man das noch so sagen? Ich hoffe.). Alle waren sehr nett, aber außer einem zweimal jährlich stattfindenden Flurkochen gab es eigentlich wenig Gemeinsamkeiten. Was ich sehr schade fand.

In meiner Freizeit fuhr ich oft die paar Bahnstationen zum Hauptbahnhof und Flughafen, und mietete mir einen Kleinwagen, oder stieg in den Zug. Dann fuhr ich die Städte in der Umgebung ab, die mich interessierten. Ich war in Mannheim, Heidelberg, Würzburg, Mainz und Marburg, wenn auch natürlich nur für ein paar Stunden. Leider fand sich kaum jemand, mit dem ich das hätte zusammen machen können.

Jedenfalls zog ich bald vom Studentenhochhaus in der Ginnheimer Landstraße um in ein Wohnheim in der Ludwig-Landmann-Straße. Im Hochhaus hatte ich ein 11-Quadratmeter-großes Zimmer gehabt, Nasszelle und Küche teilte ich mir mit einem Mitstudenten. Weil mir das zu klein war, erhielt ich ein 18-Quadratmeter-großes Zimmer, die Küche und Toiletten/Duschen teilte ich mir mit den Kommilitonen. Immerhin musste hier nicht geputzt werden, das übernahmen Reinigungsteams.

Irgendwann hatte ich, nach vielen Irrungen und Wirrungen, die ich hier nicht aufzählen will, dann alle Scheine zusammen. Zum Schreiben meiner Magisterarbeit wollte ich bei Dozent H. das Thema „Europapolitik der Regierung Schröder am Beispiel der Debatte um die EU-Verfassung“ bearbeiten. Das ging jedoch nicht, weil ich bei Dozent H. kein Seminar belegt hatte. Schließlich landete ich bei Professor S., einem Volkswirt, bei dem ich mich für das Thema „Arbeitsmarktvergleich Deutschland, Großbritannien, Niederlande in Bezug auf Deregulierung“ entschied.

To put a long story short… mit der Note für die Abschlussarbeit war ich nicht zufrieden. Am Ende erhielt ich ein „befriedigend“ als Gesamtnote. Im Januar 2008 dann war die „Herumstudiererei“ dann final beendet – gottseidank.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen